Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Das Café Barrierefrei versteht sich als niederschwelliges Angebot für alle interessierten Bruchköbeler Bürgerinnen und Bürger und für geflüchtete Menschen. Hier kann man einen Kaffee trinken, nette Gespräche führen, Hilfe zur Selbsthilfe erfahren, Menschen um Rat fragen und vieles mehr.
Pünktlich und zuverlässig öffnet das Café jede Woche Montag und Freitag die Türen. Ohne Konsumzwang bietet sich hier die Möglichkeit zu einem informellen Austausch. Im engen räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit zwei weiteren integrativen Initiativen (Fahrradwerkstatt und Lernwerkstatt) ist das Café in vielen Fällen die erste Anlaufstation für Altbruchköbeler_innen und Geflüchtete, die einander kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen wollen.
In der Mitte der Stadtgesellschaft und im engen Kontakt mir den hauptamtlichen Beschäftigten der städtischen Sozialverwaltung engagieren sich die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen über die Öffnungszeiten des Cafés hinaus bei zahlreichen Veranstaltungen und Innenstadtfesten und präsentieren dabei, gemeinsam mit den Flüchtlingen, internationale Gaumengenüsse.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Die Bruchköbeler Kernstadt ist geografisch-infrastrukturell genauso wie sozialräumlich der Mittelpunkt der Kommune. Mehr als die Hälfte der etwa 20.000 Einwohner wohnen hier. In der Innenstadt finden sich auf engstem Raum die wichtigsten Ansprechpartner für soziale Belange in einer von Vereinswesen und ehrenamtlicher Selbstorganisation geprägten Stadt. Baulich ist hier der Komplex von Rathaus, Seniorentreff Mitte und Jugendzentrum hervorzuheben, in dem neben den politischen Entscheidungsträgern wichtige soziale Akteure anzutreffen sind.
Zugleich befinden sich in direkter Zentrumsnähe Schwerpunkte sozialer Herausforderungen: Das Flüchtlingscamp in der Friedberger Landstraße, ein zum Treffpunkt der städtischen Jugend avanciertes Parkdeck und mit dem Seniorentreff Mitte ein zwar stark genutztes, doch bei seinen Nutzern immer mehr von Überalterung betroffenes Zentrum für Vereins- und kulturelle Aktivitäten.
Sozialräumliche Verwerfungen sind in den letzten Jahren zu konstatieren und werden durch die bauliche Umgestaltung der Innenstadt und den mehrjährigen Wegzug städtischer Institutionen in Zukunft noch verstärkt werden.
Außerhalb des Flüchtlingscamps, das etwa ein Drittel der in Bruchköbel lebenden (anerkannten und noch nicht anerkannten) Flüchtlinge beherbergt, sind die Flüchtlinge und Asylsuchenden dezentral untergebracht, mit einer gewissen Schwerpunktbildung in der Kernstadt. Die Wohnungssituation ist in einer Stadt mit sehr hoher Eigentumsquote äußerst angespannt, eine Vermittlung anerkannter Flüchtlinge in privaten Wohnraum gestaltet sich sehr schwierig. Frustration und Konflikte mit Nachbarn und Vermietern sind an der Tagesordnung.
Besonders die Situation geflüchteter Frauen in Bruchköbel gilt es zu verbessern; auch aufgrund bestimmter kultureller Hintergründe (großer Anteil von Geflüchteten aus Afghanistan und Pakistan) gibt es hier besonders viele weibliche Personen, die von Absonderung und Ausgrenzung, aber auch von Analphabetismus betroffen sind.
Ehrenamtliche Aktivitäten prägen die Flüchtlings- und Integrationsarbeit in der Stadt. Die ehrenamtlichen Helfer sind hier locker in der „Flüchtlingshilfe Bruchköbel“ organisiert, die nicht die Vereinsform gewählt hat. Die Stadt begleitet und unterstützt die ehrenamtlichen Aktivitäten und nimmt Koordinierungsfunktionen wahr.
Die oben skizzierten Problemlagen manifestieren und verdichten sich vor allem in der Innenstadt. Verschärft werden die hier bestehenden Tendenzen gerade durch die anstehenden Transformationen – denn eine besondere Herausforderung stellt für Bruchköbel in den nächsten Jahren der Innenstadtumbau dar. Dabei wird der Komplex von Rathaus, Bürgerhaus, JUZ und Seniorentreff niedergelegt und einem Neubau weichen, wobei die Stadtverwaltung für mindestens drei Jahre in ein Interimsrathaus am Flugplatz Erlensee ausquartiert wird. Neben den baulichen Transformationsprozessen steht dem Quartier somit eine deutliche Reduktion an sozialräumlicher Infrastruktur bevor. Betroffen davon sind im besonderen Maße diejenigen, die auf die nach Erlensee ausquartierten Ansprechpartner in vielerlei Hinsicht angewiesen sind – Senioren, Sozialhilfeempfänger, Obdachlose, anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber – aber auch diejenigen, die mit den städtischen Einrichtungen in einem inhaltlichen Austausch stehen, wie Ehrenamtliche und die Vertreter von Vereinen und Verbänden.
Im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/16 wurde das an das Bruchköbeler Rathaus anschließende Jugendzentrum für die Flüchtlingsarbeit und für integrative Projekte umgewidmet. Es war schnell klar, dass Begegnungsmöglichkeiten benötigt wurden, in denen Alt- und Neubruchköbeler_innen miteinander in Kontakt und Austausch gebracht werden, um Integration von Anfang an nicht nur in der Maßnahmenform, sondern auf der zwischenmenschlichen und Beziehungsebene gestalten zu können.
Im JUZ wurde eine Fahrradwerkstatt eingerichtet, in der unter Anleitung von technisch versierten Altbürgern Fahrräder repariert und hergerichtet und für einen geringen Obolus Flüchtlingen genauso wie allen anderen Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Daneben wurde hier eine Lernwerkstatt aufgebaut, in der das Helferinnenteam die sprachliche Förderung von Migranten in Kleingruppen und für Schüler_innen auch Hausaufgaben- und Nachhilfe anbietet.
Das Herzstück dieses integrativen Arrangements stellt das Café Barrierefrei dar. An zwei Tagen in der Woche öffnet es seine Pforten und bietet Tee, Kaffee, Kuchen und vor allem Begegnungs- und Gesprächsmöglichkeiten – und das gänzlich ohne Konsumzwang. Seither ist der Theken- und Aufenthaltsbereich bei Alt- und Neubruchköbelern, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern, interessierten Bürgern und Besuchern ein beliebter Treffpunkt für den zwanglosen Austausch. Das Café ist für viele Geflüchtete oftmals der erste Anlaufpunkt bei Fragen, Problemen und der Suche nach Kontakten im neuen sozialen Umfeld.
So ist das Café in Bruchköbel in den letzten beiden Jahren regelrecht zu einer festen Institution geworden. Das fünfköpfige Team ehrenamtlicher Helferinnen organisiert dabei nicht nur den Café-Betrieb, sondern unterstützt Flüchtlinge auch bei Behördengängen, beim Verstehen von amtlichen Schreiben oder bei der sozialräumlichen Orientierung.
Über die Angebote vor Ort hinaus ist das Café auch bei den traditionellen Bruchköbeler Innenstadtfesten mit Ständen und von Geflüchteten gekochten Speisen vertreten und trägt so den integrativen Ansatz mitten in die Stadtgesellschaft. Die landestypischen Gerichte finden regelmäßig großen Anklang. Dies erweitert nicht nur den örtlichen Speiseplan, sondern schafft vor allem bei den beteiligten Flüchtlingen Selbstvertrauen durch die erfolgreiche Beteiligung am städtischen Leben.
Die Bruchköbeler Stadtverwaltung unterstützt die Initiativen im Jugendzentrum finanziell und durch die Bereitstellung von Infrastruktur. Durch die Teilnahme an Helfertreffen und die Miteinbeziehung der Ehrenamtlichen in die städtische Integrationsarbeit hat sich hier eine äußerst enge Kooperation herausgebildet, die das gemeinsame Ziel einer auf Austausch, Kennenlernen und persönlichem Kontakt und Engagement beruhenden Integration in die Bruchköbeler Stadtgesellschaft verfolgt. Somit ist die Gesamtbevölkerung auch der Adressat aller Initiativen und das Begegnungscafé steht darum natürlich auch allen offen. Integration wird hier nicht nur als das Heranführen der Geflüchteten an unsere Normen, Traditionen und Institutionen verstanden, sondern eben als ein gemeinsames Aufeinander-Zugehen. Dieses Aufeinander-Zugehen ist im Café Barrierefrei und damit im sozialräumlichen wie geografischen Mittelpunkt der Kommune schon längst ein Beieinander-Angekommen-Sein geworden.
Von den politischen Entscheidungsträgern der Stadt wird das Café Barrierefrei unterstützt und mit Nachdruck wird dessen Etablierung auch und gerade in Zeiten des Innenstadtumbaus verfolgt. Magistrat, Sozialverwaltung und Ehrenamtliche sind eng miteinander vernetzt und verfolgen mit Umsicht eine Integrationsarbeit, die in zahlreichen Projekten auf die Kooperationen mit verschiedensten Akteuren setzt (Flüchtlingshilfe, Kirche, Vereine, Schulen, Johanniter, Feuerwehr).
Das Café Barrierefrei ist wie die weiteren integrativen Projekte in der Stadt aufs Engste verwoben mit der weiteren sozialräumlichen Entwicklung in Bruchköbel. Der größte Einschnitt wird dabei der anstehende Innenstadt-Umbau sein. Wenn das Jugendzentrum niedergelegt wird, stellt sich die akute Raumfrage für die künftige Verortung des Cafés und der ehrenamtlichen Helfer_innen in der Stadt. Diese Fragestellung geht einher mit der Unterbringung der übrigen sozialen und kulturellen Projekte und Initiativen, an denen die Stadtverwaltung beteiligt ist.
In der Zeit des Übergangs, wenn die Stadtverwaltung in eine Nachbarkommune ausquartiert sein wird und noch kein Stadthaus und keine neu errichteten Räumlichkeiten in Bruchköbel zu Verfügung stehen, ist dabei ein soziales Quartiersmanagement geplant, das in der Kernstadt als Anlaufstelle für soziale Belange bestehen bleiben soll. Durch den Umzug des Rathauses wird die geplante Koordinierungsstelle „SozialRaum Innenstadt“ zentraler Anlaufpunkt zur Begleitung und Förderung der Interaktion zwischen ehrenamtlichen Akteuren, Vereinen und Verbänden sowie den relevanten Institutionen und Unternehmen und der Stadtverwaltung.
Ein Ziel ist dabei die bessere Einbindung der genannten Personenkreise in Initiativen und Maßnahmen der Stadtverwaltung und umgekehrt eine Kommunikation von Ideen und Expertise aus der Bürgerschaft in die Verwaltungsinfrastruktur.
Unterstützung soll in der Form sozialer Beratung erfolgen, die die Menschen an die maßgeblichen Verwaltungseinrichtungen heranführt und den Umgang mit diesen erleichtert. Hilfestellung wird damit auf unkomplizierte Weise an einem Ort geboten, an dem sonst fast keine öffentlichen Beratungsangebote mehr bestehen.
Flüchtlinge und Asylbewerber (mit unterschiedlichem Rechtsstatus) sollen hier auch weiterhin auf unkomplizierte Weise Ansprechpartner finden, die ihren besonderen Bedürfnissen und Belangen entsprechend Hilfe und Beratung bieten und sie an die entsprechenden Dienste vermitteln. Adressaten sind alle ca. 300 in Bruchköbel lebenden Flüchtlinge und Asylbewerber. Zugleich sollen vom SozialRaum Initiativen ausgehen, die ein nachbarschaftliches Miteinander von Neu- und Altbürgerinnen und -bürgern fördern.
Erfolgen sollen gemeinsame kulturelle Veranstaltungen und Feiern. Erfahrungen konnten wir im laufenden Jahr in Kooperation mit der Flüchtlingshilfe mit einem Oster-/Frühjahrsfest, gemeinsamem Fastenbrechen, Grillfesten und Kinoabenden gewinnen. Eine aktive Integrationsarbeit soll gerade auch im Zusammenhang mit geflüchteten Frauen vorangebracht werden. Gesprächsrunden für Frauen; Krabbelgruppen usw. sollen sich zwar nur an jeweils relativ kleine Personengruppen von vielleicht 5-10 Personen richten, doch herrscht hier besonderer Handlungsbedarf. Wenn es gelingt, soziale Beziehungen aufzubauen, ist in Kooperation mit Frauenreferat, Kindertagespflege und Kitaverwaltung auch ein wesentlich größerer Adressatinnenkreis für gemeinsame regelmäßige Veranstaltungen in der Bruchköbeler Innenstadt erreichbar.
In das hier skizzierte Konzept eines sozialen Quartiersmanagements in städtischer Trägerschaft soll auch das Café Barrierefrei mit eingebunden werden. So wird es auch in neuer räumlicher Situation den zentralen Begegnungs- und Gesprächsort zwischen Altbürger_innen und Migrant_innen sowie zwischen ehren- und hauptamtlichen Helfer_innen darstellen und auf diese Weise die Koordinierungsstelle als Ort des zwanglosen Zusammenkommens ergänzen. Mit einer neuen Verortung am zentralen Freien Platz in der Bruchköbeler Innenstadt bleibt das Café auch in Zukunft mitten in der Stadtgesellschaft verortet und gewinnt dadurch die besten Voraussetzungen, bei den zukünftigen städtischen Veranstaltungen und Festen noch mehr Präsenz zeigen zu können.
Das Ziel ist es, dadurch noch mehr Menschen anzusprechen, die bisher keinen oder kaum Kontakt mit den Neubürger_innen hatten, und das Café mitten in der historischen Altstadt als etablierte Begegnungsstätte auf Dauer zu installieren, also losgelöst von den akuten Nöten der „Flüchtlingskrise“ einen sozialräumlich erstrebenwerten Ort der Kommunikation und Gemeinschaftsbildung fest einzurichten.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























Einzelprojekt 2






















