Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Eine Idee, die von vielen getragen wird. Ein Ansatz, der pädagogisches Handeln mit nachhaltigem unternehmerischem Denken verknüpft. Ein Projekt, das Motivation multipliziert.
Im gewachsenen Quartier Forstfeld entsteht in vier ehemaligen Immobilien der GWG das Betreuungsprojekt „Forstfeld 36“ für unbegleitete minderjährige Jugendliche, das neue Wege der Persönlichkeitsentwicklung und der nachhaltigen Integration in die berufliche Zukunft geht. Wir, die vier Akteure fordern und fördern, probieren Neues aus, erkennen und entwickeln Stärken und formulieren gemeinsam mit den Jugendlichen klare Ziele für die berufliche Zukunft auf der Basis des integrativen Ansatzes. Mit Children United gGmbH werden den Jugendlichen erfolgreiche Kontakte, neue Perspektiven und die Möglichkeit der beruflichen Integration mit potenziellen Arbeitgebern eröffnet. Die kooperierenden Jugendhilfeträger (Stadt Kassel/EAF + AWO) agieren gleichberechtigt zum Wohle der Jugendlichen und über ihre Trägergrenzen hinaus in den Stadtteil hinein, um den Gedanken des „Miteinanders“ gemeinsam zu fördern.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Ausgangssituation in der Stadt Kassel
Mit der Flüchtlingswelle 2015 kamen zahlreiche unbegleitete minderjährige männliche Ausländer auch nach Kassel. Damals galt es bis zu 280 junge Menschen kurzfristig zu versorgen und ihnen eine neue Heimat zu bieten. Die Stadt Kassel stand vor einer großen Herausforderung, trotz diverser Erfahrungen aus der Vergangenheit (Eritrea und Afghanistan in den 90 ziger Jahren). Es galt Lösungen zu finden, um dieser großen Anzahl unbegleiteter jugendlicher Ausländer (umA) gerecht zu werden. Es mussten kurzfristig Konzepte der sozio-kulturellen Integration entwickelt und umgesetzt werden.
Wie fanden sich die Akteure mit der Idee, Rahmen des Projekts?
Die Idee und das Gelingen des neu entwickelten Konzeptes basiert auf einer bislang nicht dagewesen Kooperation zwischen vier Hauptakteuren (Children United gGmbH, Arbeiterwohlfahrt, Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel, Stadt Kassel, Jugendamt-Abteilung Erziehungshilfen), die die Integration neu denken und umsetzen wollen. Jeder Partner stellt hierzu seine qualitativ hochwertigen Kompetenzen im jeweiligen Fachgebiet, sein bewehrtes Know-How, besonders aber finanzielle Mittel und infrastrukturelle Möglichkeiten bereit. Mit der Einbeziehung weiterer Netzwerkpartner und unter Berücksichtigung der Wünsche und Ziele der Jugendlichen selbst wird so eine ganzheitliche und nachhaltige Integration von umA`s erreicht. Dass das anpassungsfähige Konzept trotz aller Problematiken der umA`s (besonders die traumatischen Erlebnisse) zielführend ist, belegen erste positive Ergebnisse und bislang Erreichtes.
Die Akteure
Children United gGmbH
Ist eine von Privatleuten gegründete gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung von regionalen Hilfsprojekten und medizinischen Einrichtungen, um mit finanziellen Mittel und unternehmerischem Know-How gezielt und ohne bürokratische Umwege Bedürftigen aktiv zu helfen. Sie fördern Betreuungseinrichtungen um Kindern und Jugendlichen neue Chancen zu erschließen.
Stadt Kassel, Jugendamt-Abteilung Erziehungshilfen (EAF)
Der Erziehungshilfeverbund Auguste Förster bietet differenzierte ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote der Erziehungshilfe und Volljährigenförderung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz an.
Arbeiterwohlfahrt (AWO)
Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland. In Kassel bietet die AWO alle Formen der Hilfe für Erziehung an.
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel (GWG)
Die GWG ist der größte Anbieter von sozialem Wohnraum in der Stadt.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Unter dem Motto „Wir werden in Kassel etwas verändern“, wurde ein Konzept entwickelt, in dem neben der persönlichen familiären Betreuung zur Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen in ihrem neuem Land auch echte Perspektiven für eine langfristige Integration geschaffen werden sollten. Um diese Ziele zu erreichen wurden auf der Basis des integrativen Ansatzes verschiedene Schwerpunktfelder definiert, die sowohl Förderungen als auch Forderungen beinhalten. So dass für alle Beteiligten eine Win-Win Situation entstehen kann.
Die Schwerpunktfelder des Projektes sind:
- Alters- und bedarfsgerechte Versorgung,
- Begleitung im Asylverfahren und Entwicklung von Zukunftsperspektiven
- Unterstützung in der Alltagsstruktur
- Förderung der Persönlichkeitsentwicklung
- Soziokulturelle und berufliche Integration
Im gewachsenen Quartier „Forstfeld“, mit einem mittleren Ausländeranteil und seiner Geschichte als Stadtteil für „Geflüchtete“ werden in vier ehemaligen Immobilien der GWG, unterschiedliche, den Bedarfen der unbegleitet Minderjährigen entsprechende Betreuungssettings zur Verfügung gestellt:
Im Projekt “Forstfeld 36“ stehen pro Haus zwischen 8 -10 Plätze zur Verfügung, die über eine Grundausstattung und Möglichkeit der individuellen Ausgestaltung verfügen. Das Betreuungssetting entspricht der Altersstruktur und Persönlichkeitsreife. Wobei der Standort (Windhukstr. unter der Leitung des EAF) als Zentralhaus mit entsprechender Infrastruktur (Mittagstisch, Grillplatz, Garten) und 24 Stunden Betreuung als Wohnquartier für die Jüngsten dient. Die anderen Häuser werden in der Betreuung der AWO für ältere Jugendliche als betreutes Jugendwohnen geführt. Die Jugendlichen erhalten individuelle Hilfen, Unterstützung und Förderung zu den o.g. Schwerpunktthemen. Diese aufeinander aufbauende Struktur mit der entsprechenden sozialpädagogischen und psychologischen Betreuung ebnet den Weg zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung und der nachhaltigen Integration in die berufliche Zukunft. Die sozialpädagogischen Betreuer kooperieren gleichberechtigt und gemeinsam über ihre Trägergrenzen hinaus in den Stadtteil hinein und arbeiten intensiv mit Children United gGmbH zusammen. Vorhandene Netzwerke sowie informelle Bezüge werden genutzt, gepflegt und Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung gestellt um den Gedanken des „Miteinanders im Stadtteil“ gemeinsam zu fördern. Im Rahmen des Familiennetzwerkes der Stadt Kassel mit den Quartiersakteuren Grundschule Lindenberg, Jugendzentrum Forstbachweg, Piano e.V., Essbare Stadt und dem Projekt “Forstfeld 36“ entstand ein Verbund, in dem Anliegen des Quartiers besprochen und gemeinsame Aktivitäten durchgeführt werden. Mit dem Jugendbeauftragten der Polizei besteht ebenfalls ein enger Kontakt, dieser wird besonders in Konfliktmanagement und -beratungsituationen in Anspruch genommen.
Mit der Hilfe und der Arbeit von Children United gGmbH wird der Weg für Kontakte der Jugendlichen in erfolgreiche Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen eröffnet, die Jugendlichen finden neue Perspektiven der beruflichen Integration. Dabei stehen Praktikumsplätze, Aus- und Weiterbildung im Fokus und erschließen auch für die Unternehmen neue Potentiale im Bereich des Recruitments.
Die GWG sieht sich im Rahmen des Projekts auch nach dem Verlassen der Einrichtungen in der Funktion des Wohnraumversorgers für die umA`s. Sie steht als Vermittler von geeignetem Wohnraum, entweder im Bereich des bisherigen Umfeldes oder möglicherweise im Einzugsbereich des Beschäftigungsverhältnisses zur Verfügung. Hierbei berücksichtigt die Wohnungsbaugesellschaft die begrenzte Mietzahlungsfähigkeit der jungen Ausländer.
Ergebnisse und Erreichtes
Das Projekt “Forstfeld 36“ startete am 01.August 2016. Seit dieser Zeit kann für 30 Jugendliche folgende Bilanz des bisher erreichten aufgeführt werden:
- alle Jugendlichen haben die deutsche Sprache erlernt
- 25 Jugendliche sind in Schulen integriert
- 4 Jugendliche haben einen Ausbildungsplatz
- 34 Berufspraktika wurden vermittelt
- 100 % der Jugendlichen sind mit schulischen bzw. beruflichen Maßnahmen versorgt.
Zur soziokulturellen Integration wurden zahlreiche freizeit- und erlebnispädagogische Aktivitäten und Workshops im ersten Jahr durchgeführt, um Spaß zu haben, den Teamspirit zu fördern, sich an einander zu messen, Herausforderungen zu meistern(siehe Anlage 2) Hervorzuheben ist das Garten-Work-Camp: Mit dem Gartenbaubetriebes Most (Mitbegründer von Children United gGmbH) legten vier Jugendliche über 10 Tage aktiv den Garten des „Mutterhauses“ Windhukstraße neu an. Die im Anschluss stattfindende Eröffnungsfeier zu der, neben den Akteuren auch der Oberbürgermeister, Ortsbeirat und die Nachbarschaft eingeladen wurden, setzte auch ein Zeichen gegen Ausgrenzung. Die am Haus der Wohngruppe in der Windhukstraße angebrachten ausländerfeindlichen Parolen und Nazisymbole wurden als Höhepunkt der Feier von einem Künstler mit Symbolen für Offenheit, Freundlichkeit und Mitmenschlichkeit in Graffiti-Technik überarbeitet (Anlage: Bilder). Weitere an diesem Aktionstag künstlerisch gestaltete Tafeln zum Thema Akzeptanz und Mitmenschlichkeit sollen demnächst im Rathaus ausgestellt werden.
Erfüllung der Bewertungskriterien des Wettbewerbs
Das Projekt “Forstfeld 36“ wird in das kommunale Gesamtkonzept eingebunden. Aufgrund der Ausgangs- und Bedarfsanalyse 2015 im Jugendamt Kassel entstand die Idee des Projekts, die Integration von unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen neu zu denken und umzusetzen. Unser Ziel ist es, für unbegleitet Minderjährige ein Projekt zur Versorgung, Begleitung, Unterstützung sowie Persönlichkeitsentwicklung zu initiieren, um sie sozial, kulturell und beruflich zu integrieren.
Die Fortschreibung des Projektes “Forstfeld 36“ ist ein fortlaufender dynamischer Prozess und erfolgt nach jährlich stattfindenden Abstimmungsgesprächen sowie jährlichen Qualitätsentwicklungs-Dialogen auf der Gesamtleitungsebene der Akteure.
Die Träger führen im Rahmen der “Wirkungsorientierten Qualitätsentwicklung“ gemäß der “Qualitätsentwicklungsvereinbarung nach §§ 78 a ff SGB VIII“ nach Beendigung einer jeden Maßnahme eine standardisierte Befragung über die Zufriedenheit und Beteiligung bei jedem Jugendlichen durch. Darüber hinaus wird bei Beginn einer jeden Maßnahme sowie bei Beendigung der Hilfeleistung über den Allgemeinen Sozialen Dienst eine Bedarfseinschätzung in verschiedenen Bedarfskategorien durchgeführt. Eine regelhafte Auswertung findet über das Qualitätsmanagement des Jugendamtes und der verbundenen Träger statt. Entsprechende Erkenntnisgewinne werden in der Fortschreibung der Konzeption berücksichtigt bzw. finden auf der Gesamtleitungsebene ihren Niederschlag.
Einen Schwerpunkt der Vernetzung und Kooperation stellt die Zusammenarbeit mit Children United gGmbH dar. Children United gGmbH stellt den Vertretern der öffentlichen und freien Jugendhilfe des Projekts “Forstfeld 36“ jährliche Leistungen zur Verfügung. Diese Leistungen beziehen sich auf die Unterstützung folgender Maßnahmen:
- Organisation von Projekten für die unbegleiteten Minderjährigen im Bildungs-und Ausbildungsbereich und deren Finanzierung
- Unterstützung von Schulabschlüssen und während der beruflichen Ausbildung, bei der Auswahl einer den Fähigkeiten angemessenen Ausbildung
- Darstellung und Kommunikation des Projektes
- Entwicklung neuer Integrationsansätze und Konzepte
- sowie Abstimmung der Jahresplanung
Children United gGmbH übernimmt eine Beratungsfunktion für den Verbund der Träger.
Es finden mit den Jugendlichen regelmäßige Gespräche statt, um erste Einschätzungen der Ressourcen und Bildungsbedarfe heraus zuarbeiten.
Durch das aktive Networking der Children United gGmbH findet eine zielführende Zusammenführung von Jugendlichen und potenziellen Arbeitgebern in den Bereichen
- Praktikum
- Ausbildung
- Arbeitsplatz
statt. Insbesondere bei der Unterstützung der Jugendlichen bei Schulabschlüssen und bei der Suche und Durchführung einer beruflichen Ausbildung findet ein regelmäßiger und standardisierter Austausch statt.
Die GWG sieht sich im Rahmen dieses Projekts in der Funktion des Wohnraumversorgers für die unbegleiteten minderjährigen Ausländer nach Verlassen der Projekteinrichtung.
Die vier Einrichtungen bauen ein Netzwerk im Quartier auf, um die Integration der unbegleiteten jungen Menschen zu fördern und mit Aktivitäten die Akzeptanz der Bevölkerung für sie zu erhöhen. Mit dem Einbezug des Ortsbeirates, dem Familiennetzwerkes des Jugendamtes und der aktiven Unterstützung des Oberbürgermeisters werden kommunale Einflussmöglichkeiten auf die Integration der unbegleiteten Minderjährigen ausgenutzt und mit den Netzwerken vor Ort ein gutes Zusammenleben nachhaltig angelegt. Mit der Einbindung des Projekts im Integrationskonzept der Stadt Kassel ist eine Verankerung auf kommunaler Ebene gewährleistet.
Mit dem Erlernen der Sprache, der schulischen Qualifikation, der Einbindung der unbegleiteten Minderjährigen ins Berufsleben und der gezielten Verankerung im Quartier werden die Diversity-Aspekte berücksichtigt und ein friedliches, offenes und tolerantes Leben in der Kommune gefördert.
Der Know-How-Transfer in andere Kommunen ist nach den positiven Erfahrungen mit dem Projekt “Forstfeld 36“ nicht nur möglich sondern unter dem Diversity-Aspekt und einer immer bunteren Mischung der Gesellschaft mit all seinen unterschiedlichen Sozialisationsansätzen wünschenswert und unerlässlich für ein verständnisvolles und friedvolles Miteinander.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























Einzelprojekt 2






















