Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Integration und damit das Zusammenleben verschiedener Kulturen ist ein Zukunftsthema für unsere Gesellschaft. Integration ist eine Querschnittsaufgabe, bei der die Koordination und Vernetzung der verschiedenen Akteure im Vordergrund steht.
Die Stadt Ravensburg engagiert sich als Oberzentrum im Mittleren Schussental bzw. im Landkreis Ravensburg seit Jahrzehnten in der Integrationsarbeit. Von den aktuell 50.000 Einwohnern sind seit Jahren rund 6.500 ausländischer Herkunft, dies entspricht einem Ausländeranteil von etwa 13%. Hinzu kommt ein hoher Anteil von Aussiedlern und Spätaussiedlern, die zusammen mit Eingebürgerten den Anteil der Einwohner mit Migrationsgeschichte auf aktuell ca. 30 % erhöhen.
Ravensburg hat schon sehr früh Gremien geschaffen, die sich Problemen der Zuwanderung angenommen haben.
Migranten haben die Entwicklung der Stadt Ravensburg - wie des gesamten Landes Baden-Württemberg - stark mitgeprägt. Es ist ein wichtiges Ziel der Integrationsarbeit in Ravensburg, dass sich die Ankömmlinge aus über 100 Nationen willkommen und angenommen fühlen. Diese Vielfalt an Menschen, Kulturen und Traditionen bereichern das Gemeinwesen und wirken gleichwohl identitätsstiftend. Dies wird insbesondere in den jährlichen "Wochen der Internationalen Nachbarschaft " zum Ausdruck gebracht. Diese bieten seit nunmehr 30 Jahren vielfältige Möglichkeiten, das gegenseitige Interesse für den Mitmentschen weiter zu fördern sowie eine "Kultur des Willkommens" zu pflegen. Vor allem sollen die Veranstaltungen zeigen, wie vielfältig unsere Stadt ist und welche Chancen sie für alle Mitbürgerinnen und Mitbürger bietet.
Heute können wir sagen, dass sich unsere Stadt durch Toleranz und Weltoffenheit auszeichnet. Die vielfältigen Bevölkerungsgruppen begegnen sich in aller Regel mit gegenseitigem Interesse und Respekt.
Es ist Konsens in Ravensburg, dass Integration Geld kostet und politisch gestaltet werden soll. Über die Einsicht, dass es viel Geld kostet, wenn keine Integration erfolgt, besteht ebenfalls Konsens.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Integration und damit das Zusammenleben verschiedener Kulturen ist ein Zukunftsthema für unsere Gesellschaft. Integration ist eine Querschnittsaufgabe, bei der die Koordination und Vernetzung der verschiedenen Akteure im Vordergrund steht.
In Ravensburg leben viele verschiedene Kulturen miteinander. Unsere Stadt bietet ein attraktives Lebensumfeld, eine vielfältige Bildungslandschaft, global agierende Unternehmen, sie ist familienfreundlich gestaltet. Das zieht Menschen an, die wir gerne bei uns aufnehmen.
Die Große Kreisstadt Ravensburg ist ein Oberzentrum in der Region Bodensee-Oberschwaben im Landkreis Ravensburg. Von den 50.000 Einwohnern sind seit Jahren rund 6.500 ausländischer Herkunft, dies entspricht einem Ausländeranteil von etwa 13%. Hinzu kommt ein hoher Anteil von Aussiedlern und Spätaussiedlern, die zusammen mit Eingebürgerten den Anteil der Einwohner mit Migrationsgeschichte auf ca. 30 % erhöhen.
Dass Integration viel Geld kostet, davon sind alle überzeugt. Dass es auch viel Geld kostet, wenn keine Integration erfolgt, ist ebenfalls Konsens. Deshalb soll, bevor der Blick auf die Stadt Ravensburg gerichtet wird, darauf hingewiesen werden, dass es eine Reihe von Integrationsleistungen gibt, die kein (zusätzliches) Geld kosten. Hier ist eine Auswahl:
- Bürgermeister und Oberbürgermeister weisen bei öffentlichen Ansprachen darauf hin, wie wichtig Integration für die Stadt, die Gemeinde ist, was bereits getan wurde und wird sowie was noch getan werden muss
- Regelmäßige Gespräche mit Vorstandsmitgliedern von Migrantenvereinen
- Berücksichtigung des Themas Integration bei der Sozialplanung ( Altenhilfeplanung, Familienbericht, Jugendhilfeplan, Wohnungsbericht etc.)
- Sitzungen von Gremien und Parteien in Räumen von Migrantenvereinen
- Mitwirkung der Verwaltung in Integrationsnetzwerken
- Aufnahme von Migrantenvereinen in Stadt- bzw. Gemeindebroschüren
- Bilder der Integration in Veröffentlichungen aufnehmen
- Broschüren Dritter werden im Rathaus ausgelegt
- Einstellung von Personal mit Migrationsgeschichte
- Migrantenvereine am (Weihnachts-) Markt beteiligen
Die Anfänge in Ravensburg
Ravensburg hat schon sehr früh Gremien geschaffen, die sich Problemen der Zuwanderung angenommen haben. 1971 wurde ein "Arbeitskreis für Gastarbeiterfragen" eingerichtet, der 1979 vom "Beirat für die Belange der ausländischen Mitbürger" abgelöst wurde. In diesen Gremien berieten Vertreter der Verwaltung gemeinsam mit Fachleuten der Migrationsarbeit die anstehenden Themen.
1986 wurde in der Stadtverwaltung eine Stelle "Ausländerbeauftragter" (50%) geschaffen. Mit der Einrichtung des Ausländerbeirats, entstand 1987 ein Gremium, in dem Migranten und Gemeinderäte gemeinsam auf Augenhöhe miteinander sprachen und Lösungen für Problemstellungen suchten. In diesen Ausländerbeirat wurden 1999 auch Vertreter der Spätaussiedler aufgenommen, weshalb das Gremium in "Beirat für Integrationsfragen" umbenannt wurde.
Integrationsprojekte
Mehrere Integrationsprojekte sind erfolgreich durchgeführt worden, von denen besonders Integrationskurse (2003 – 2004), "Willkommen bei uns!" – Ehrenamtliche Integrationsbegleitung (seit 2006) und "Geschichte gemeinsam (er)fahren" (seit 2013) hervor zu heben sind. Seit bald 35 Jahren wird mit der Veranstaltungsreihe "Wochen der Internationalen Nachbarschaft" nicht nur ein kultureller und Beitrag geleistet, sondern es werden damit vielfältige Begegnungsanlässe geschaffen, welche mit dazu beigetragen haben, auch in politisch schwierigen Zeiten den friedvollen Umgang miteinander zu gewährleisten. Seit 2003 ist das "Rucksackprojekt" (Familienbildung sowie Sprach- und Entwicklungsförderung für Kinder aus Migrantenfamilien) Bestandteil in mehreren Kindergärten. Seit dem Jahr 2009 werden die Projekte "Interkulturelle Elternbildung" und "Kultursensible häusliche Pflege" realisiert in Trägerschaft von Migrantenvereinen und finanziert über das Bundesprogramm "Soziale Stadt".
Willkommen bei uns
Mit ihrem Projekt "Willkommen bei uns!" will die Stadt Ravensburg dabei helfen, dass Zuwanderer hier schneller heimisch werden. Ehrenamtliche begleiten dabei Ausländer und Spätaussiedler bei ihrem Neuanfang in Deutschland und erleichtern ihnen erste Schritte zur Integration in die Gesellschaft. Durch den Kontakt zu Jemandem, der schon lange hier wohnt, wird für die Migranten vieles von Anfang an leichter.
Die Stadtverwaltung bereitet die ehrenamtlichen Integrationsbegleiter auf diese Aufgabe vor und bietet ihnen während der Zeit der Begleitung ständig qualifizierten Rat und Unterstützung. Welchen Pass der Integrationsbegleiter hat, ist nicht wichtig. Entscheidend sind nur gute Deutschkenntnisse.
Geschichte gemeinsam (er)fahren
Die Stadt Ravensburg führt seit Anfang 2013 das Integrationsprojekt "Geschichte gemeinsam (er)fahren" durch. Es finden mehrere Informations- und Begegnungsfahrten zu prägenden Orten der Geschichte in Baden-Württemberg statt. Zielsetzung des Projektes ist es, persönliche Austauschmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte ab 15 Jahren zu schaffen.
Grundidee des Projektes ist es, dass sich im Vorfeld einer Fahrt Tandems bilden, die gemeinsam teilnehmen wollen. Integration lebt vom gegenseitigen Interesse: Menschen mit unterschiedlicher Biografie sollen mit diesem Projekt ermutigt werden, auf andere Personen zuzugehen und unabhängig von der Herkunft gemeinsam Geschichte zu erfahren und Zukunft zu gestalten. Eine Anmeldung als Einzelperson ist ebenfalls möglich. Die Stadt Ravensburg ist mit ihrem Integrationsprojekt "Geschichte gemeinsam (er)fahren" einer der "60 Orte der Integration" in Baden-Württemberg, gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration Baden-Württemberg.
Idee des Projektes ist, Informations- und Begegnungsfahrten an ausgewählte Orte Baden-Württembergs zu organisieren – Orte, die für die Geschichte des Landes und Deutschlands von großer Bedeutung sind. Teilnehmen können Bürger mit und ohne Migrationsgeschichte – einzeln oder idealerweise zu zweit. Mit diesen Fahrten sollen weitere Personenkreise für die Integrationsarbeit in Ravensburg erreicht werden.
Die Fahrten werden mit einem Reisebus organisiert und finden immer sonntags statt. Bei Anmeldung und Teilnahme als Tandem (Migrant und Nichtmigrant) entfällt der Teilnahmebeitrag. Damit soll im Vorfeld einer Fahrt ein Anreiz geschaffen werden, der Menschen mit unterschiedlicher Biografie und Herkunftsgeschichte ermutigt, auf andere Personen zuzugehen und unabhängig von der individuellen Herkunft gemeinsam Geschichte zu erfahren und womöglich gemeinsam Zukunft zu gestalten. Dies kann im günstigsten Fall bei vorurteilsbeladenen Personen zu der Haltung führen: "Die sind gar nicht so."
Integration lebt von wechselseitigen Beziehungen. Ziel der gemeinsamen Informations- und Begegnungsfahren ist, dass bei allen Teilnehmern die Erkenntnis entsteht: "Es ist unsere Geschichte, und wir gestalten sie gemeinsam weiter!"
Seit dem Jahr 2016 führt die Stadt Ravensburg das Projekt ohne Förderung der Baden-Württemberg-Stiftung weiter.
Integrationskonzept
Im Oktober 2008 hat der Gemeinderat das Integrationskonzept "Integration in Ravensburg.
Ziele und Projekte für die nächsten Jahre" einstimmig beschlossen, das die Stadtverwaltung zusammen mit Migranten, Vertretern aus dem Beirat für Integrationsfragen und mit Unter-stützung durch die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) in verschiedenen Arbeitsschritten erarbeitet hat.
Datenanalyse
In einem ersten Schritt wurde von der KGSt ein Katalog mit Kennzahlen zu den Bereichen: Rechtliche Integration, Bildung, Arbeit und Wirtschaft, Wohnen, Sprache, Gesundheit, Soziale Integration und politische Partizipation entwickelt. Dazu wurden vom Amt für Soziales und Familie entsprechende Daten erhoben. In enger Zusammenarbeit mit der KGSt wurde daraus eine Wirkungsanalyse erarbeitet.
Das Integrationskonzept "Integrationsarbeit der Stadt Ravensburg. Ziele und Projekte für die nächsten Jahre" besteht aus folgenden Kapiteln.
Leitziele als Richtungsvorgabe
Analog zu den in Kennzahlen definierten Bereichen wurden folgende 8 Leitziele formuliert:
- Identifikation mit Land und Leuten stärken
- Ravensburg als Wohnstandort mit attraktivem Lebensumfeld für die Zukunft sichern
- Sprachkompetenz ausweiten
- Gleiche Bildungschancen für alle Ravensburger Schüler erreichen
- Vielfalt als Chance für die Wirtschaft nutzen
- Gesundes Wohlbefinden erreichen
- Interkulturellen Austausch fördern – "Aufeinander zugehen"
- Politisches Engagement – Vorteil für alle!
Integration ist ein Prozess
Die von den Workshop-Teilnehmern erarbeitete Definition von Integration wurde in der Lenkungsgruppe redaktionell überarbeitet und als handlungsleitender Bestandteil in das Integrationskonzept der Stadt Ravensburg aufgenommen.
- Integration ist ein langfristiger Prozess. Sein Ziel ist es, allen Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland leben, eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben in Deutschland zu ermöglichen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen zur Integration steht daher der Gedanke der Chancengleichheit.
- Integration geht von einem Fundament gemeinsamer Wertevorstellungen aus, wie sie durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland festgelegt sind. Diese sind insbesondere die Anerkennung der Menschenrechte, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Gewaltenteilung, der Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie der Freiheit des Glaubens.
- Integration ist nur möglich, wenn eine gemeinsame Sprache gesprochen wird. Deshalb haben Menschen mit Migrationsgeschichte die Verantwortung und die Verpflichtung, Deutsch zu lernen.
- Dieser Integrationsprozess soll von der Stadt, den Kirchen, Freien Trägern, Verbänden, Vereinen sowie Migrantenorganisationen gefördert und gestaltet werden. Die Stadt sieht ihre Rolle als steuernde Einheit, die die Akteure zusammen bringt, die Verständigung auf gemeinsame Ziele unterstützt, die Entwicklungen beobachtet und kontrolliert.
- Integration ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Für eine erfolgreiche Integration sind der Integrationswille der Menschen mit Migrationsgeschichte und zugleich die Bereitschaft der Aufnahmegesellschaft zur Öffnung erforderlich. Eine gelungene Integration bedeutet einen Gewinn für die gesamte Gesellschaft.
Leitziele und ihre Umsetzung
Zu jedem Leitziel wurden mehrere Handlungsziele formuliert und für deren Umsetzung Projekte und Programme benannt. Insgesamt sind 22 Handlungsziele und 61 Umsetzungsvorschläge enthalten.
Erfolge messen
Die Stadt Ravensburg ermittelt zu den ausgewählten Kennzahlen jährlich entsprechende Daten und unterbereitet diese dem Gemeinderat. Mit diesem Instrument des Monitorings soll erkennbar werden, wo Integrationsprozesse erfolgreich verlaufen und in welchen Bereichen Defizite bestehen. Damit wird Integration auf einer Makro-Ebene überprüfbar gemacht.
Das Integrationskonzept steht als PDF-Dokument auf der Internetseite www.ravensburg.de zur Verfügung.
Forschungsprojekt "Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen"
Der Landkreis Ravensburg hat in Abstimmung mit den Städten Ravensburg und Leutkirch von 2009 bis 2011 am Forschungsprojekt "Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen" der Schader-Stiftung teilgenommen.
Die wissenschaftliche Begleitforschung des Landkreises Ravensburg sowie der Städte Ravensburg und Leutkirch hat das ILS-Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung übernommen. Mit dem Forschungs-Praxis-Projekt wurden drei Ziele verfolgt
- Die strukturellen Bedingungen für Integration sollen verbessert,
- das Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten gefördert und
- die Teilhabe der Zuwanderer am gesellschaftlichen und politischen Leben erhöht werden.
Unter Berücksichtigung der je spezifischen Situation der Klein- und Mittelstädte wurden zunächst die Voraussetzungen und Potenziale für Integration in den ländlichen Räumen analysiert. Im Vordergrund stand, Handlungs- und Orientierungswissen für die kommunalen Akteure zu gewinnen und Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Integration der unterschiedlichen Zuwanderergruppen zu erarbeiten. Für Praktiker wurden die Ergebnisse in der Broschüre "Erfolgreiche Integration im ländlichen Raum. Handlungsempfehlungen und Gute-Praxis-Beispiele" zusammengefasst. Der Internetseite www.integrationspotenziale.de sind die Projektbausteine, alle teilnehmenden Kommunen und Landkreise ebenso zu entnehmen wie alle Publikationen.
Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN
Von 2011 bis 2014 beteiligte sich die Stadt Ravensburg im Bundesprogramm "TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN". Dadurch war es möglich, innerhalb von vier Jahren vielfältige Projekte zur Stärkung der demokratischen Bürgergesellschaft, für Toleranz und Vielfalt in Ravensburg mit einem Gesamtvolumen von 460.000 Euro zu fördern. Umgesetzt wurden diese Projekte von lokalen gemeinnützigen, zivilgesellschaftlichen Akteuren – in enger Abstimmung mit der Stadt Ravensburg. Programmbestandteil ist die Entwicklung eines Lokalen Aktionsplans. Lokale Aktionspläne sind konkrete, vor Ort ausgearbeitete Konzepte, die Vielfalt, Toleranz und Demokratie - vor allem bei jungen Menschen - stärken sollen. Der Lokale Aktionsplan Ravensburg steht als PDF-Dokument auf der Internetseite http://www.ravensburg.de/rv/gesellschaft-soziales/integration-migration/toleranz-foerderung-kompetenz-staerken.php zur Verfügung.
Bundesprogramm Demokratie leben
Seit 2015 beteiligt sich die Stadt Ravensburg im Bundesprogramm "Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als lokale "Partnerschaft für Demokratie". Mit den Bundesmitteln können vielfältige Projekte bezuschusst werden:
- Projekte zur Stärkung der demokratischen Bürgergesellschaft
- Projekte zur Demokratie- und Toleranzerziehung
- Projekte zur sozialen Integration
- Projekte zu interkulturellem und interreligiösem Lernen
- Projekte zur antirassistischen Bildungsarbeit
- Projekte zur kulturellen und geschichtlichen Identität
- Projekte zur Bekämpfung (rechts-)extremistischer Bestrebungen bei jungen Menschen
Umgesetzt werden diese Projekte von lokalen gemeinnützigen, zivilgesellschaftlichen Akteuren – in enger Abstimmung mit der Stadt Ravensburg und auf der Grundlage folgender drei grundlegenden Zielsetzungen:
- Weltoffenheit und gegenseitiges Interesse
- Vielfalt und Toleranz als Stärke und Grundlage für eine demokratische Gesellschaft
- Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Leben.
Die aktuellen Informationen zur Partnerschaft für Demokratie Ravensburg stehen auf der Internetseite http://www.ravensburg.de/rv/gesellschaft-soziales/integration-migration/demokratie-leben.php zur Verfügung.
Willkommensmaterialien für die Arbeit mit Asylbewerbern und Flüchtlingen
Die Stadt Ravensburg hat 2015 zusammen mit dem Türkischen Akademikerverein TAVIR Willkommensmaterialien für die Arbeit mit Asylbewerbern und Flüchtlingen erstellt. Sie können den Flüchtlingen und den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern direkt ab der Ankunft in den Städten und Gemeinden, ggf. auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Das Interesse anderer Kommunen an diesen Willkommensmaterialien ist sehr groß, denn bundesweit sind es wohl eine der wenigen Materialien dieser Art. Entwickelt wurden sie in fünf Bausteinen. Gerne stellen wir sie anderen Kommunen und Interessierten zur Verfügung. Die Willkommenskärtchen und das Zeigebuch "point it for refugees" bieten wir zum Kauf an.
Erste Säule: Alltägliches
- Wahrnehmung des Alltäglichen: Einfache Materialien geben eine erste Orientierung. Dazu gehört z. B. ein örtlicher Stadtplan für die neu ankommenden Flüchtlinge und die Hilfestellung bei der ersten Orientierung. Z. B. werden Einkaufsmöglichkeiten aufgezeigt. Neben Discountern werden auch Läden mit Nahrungsmitteln aus anderen Ländern, z. B. eines türkischen Supermarkts dargestellt. Dabei muss auch der Weg aufgezeigt und ggf. gemeinsam erkundet werden.
- Alltägliches Einkaufen als Thema beim Kennenlernen.
Zweite Säule: Wegweiser für Ehrenamtliche
- Wegweiser für ehrenamtlich Aktive in der Arbeit mit Asylbewerbern mit wichtigen Tipps und Infos für Freundeskreise Asyl. Dieser steht zum Download auf der Home-page von TAVIR unter www.tavir-ravensburg.de zur Verfügung.
Dritte Säule: Willkommenskarten
- Willkommenskarten: Themenkarten, die zum Gespräch über Dinge des täglichen Lebens anregen sollen und sowohl Ehrenamtlichen wie Asylbewerbern die zentralen Dinge des Alltags in Deutschland veranschaulichen sollen. Das Set umfasst 47 Themen-Karten und steht seit dem 20. April 2015 zur Verfügung. Ein Ausschnitt der Willkommenskärtchen ist in dem beigefügten Trailer dargestellt. Sie können über TAVIR und das beigefügte Bestellformular bestellt werden.
- Kosten: 1 Exemplar kostet 3,90 €zzgl. Versandkosten.
Vierte Säule: "point it for refugees"
- Zeigebuch "point it for refugees" speziell für Flüchtlinge, das Kommunikation über Zeigebilder und zunächst ohne Sprachkenntnis ermöglicht. Das "point it" des Herausgebers Dieter Graf hat sich als "Traveller's language kit" weltweit verbreitet, wurde aber bisher in der Willkommensarbeit nicht eingesetzt. Mit einer Sonderausgabe, die den Flüchtlingen kostenlos durch die aufnehmenden Stellen zur Verfügung gestellt werden sollte, wird der Einstieg in die Kommunikation und das Erlernen der Sprache wesentlich vereinfacht.
- Das Zeigebuch "point it for refugees" umfasst 64 Seiten und kann allen Flüchtlingen in einem Willkommenspaket für den Kommunikationsstart übergeben werden. Es kann mittlerweile in der 3. Auflage bestellt werden.
- Kosten: 1 Exemplar "point it for refugees" kostet 2,45 €zzgl. Versand. Die "point it for refugees" können nur über TAVIR und das beigefügte Bestellformular bestellt werden.
Fünfte Säule: "100 erste Sätze" in Deutsch
Die fünfte Säule sind "100 erste Sätze" der deutschen Sprache, die in verschiedenen Themenbereichen einen Einstieg in die Sprachförderung darstellen und gleichzeitig einen Beitrag leisten, sowohl Ehrenamtlichen wie Asylbewerbern die zentralen Dinge des Alltags in Deutschland zu veranschaulichen. Diese stehen als Download zur Verfügung.
Sechste Säule: Grundrechte-Comic
Die meisten geflüchteten Menschen, die zu uns kommen, kennen die "Eckpunkte" des gesellschaftlichen Miteinanders in Deutschland und die einzelnen Grundrechte des Grundgesetzes noch nicht. Diese sind eine wichtige Basis für gelingende Integration, für ein gutes Miteinander. Mit dem Grundrechte-Comic können in persönlichen Gesprächen unsere Grundrechte anhand der humorvollen Zeichnungen erklärt und leichter verständlich gemacht werden. Willkommen zu sagen, bedeutet auch zu erklären, was unser Zusammenleben ausmacht. Das Comic kostet 1,30 €pro Exemplar.
Der Grundrechte-Comic soll Flüchtlingen auf humorvolle Weise die Grundrechte des Grundgesetzes näher bringen.
Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage von TAVIR unter www.tavir-ravensburg.de.
Neustart in Ravensburg
Wie das die in Ravensburg entwickelten Willkommensmaterialien Flüchtlinge unterstützt, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden, das beschreibt ein Artikel auf www.bundesregierung.de.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























Die Stadt Ravensburg engagiert sich als Oberzentrum im Mittleren Schussental bzw. im Landkreis Ravensburg seit Jahrzehnten in der Integrationsarbeit. Von den aktuell 50.000 Einwohnern sind seit Jahren rund 6.500 ausländischer Herkunft, dies entspricht einem Ausländeranteil von etwa 13%. Hinzu kommt ein hoher Anteil von Aussiedlern und Spätaussiedlern, die zusammen mit Eingebürgerten den Anteil der Einwohner mit Migrationsgeschichte auf aktuell ca. 30 % erhöhen.
Ravensburg hat schon sehr früh Gremien geschaffen, die sich Problemen der Zuwanderung angenommen haben. 1971 wurde ein "Arbeitskreis für Gastarbeiterfragen" eingerichtet, der 1979 vom "Beirat für die Belange der ausländischen Mitbürger" abgelöst wurde. In diesen Gremien berieten Vertreter der Verwaltung gemeinsam mit Fachleuten der Migrationsarbeit die anstehenden Themen.
1986 wurde in der Stadtverwaltung eine halbe Stelle "Ausländerbeauftragter" geschaffen. Mit der Einrichtung des Ausländerbeirats, entstand 1987 ein Gremium, in dem Migranten und Gemeinderäte gemeinsam auf Augenhöhe miteinander sprechen und Lösungen für Problemstellungen suchen. 1999 wurden auch Vertreter der Spätaussiedler aufgenommen, weshalb das Gremium in "Beirat für Integrationsfragen" umbenannt wurde.
Migranten haben die Entwicklung der Stadt Ravensburg - wie des gesamten Landes Baden-Württemberg - stark mitgeprägt. Es ist ein wichtiges Ziel der Integrationsarbeit in Ravensburg, dass sich die Ankömmlinge aus über 110 Nationen willkommen und angenommen fühlen. Diese Vielfalt an Menschen, Kulturen und Traditionen bereichern das Gemeinwesen und wirken gleichwohl identitätsstiftend. Dies wird insbesondere in den jährlichen "Wochen der Internationalen Nachbarschaft " der Stadt Ravensburg zum Ausdruck gebracht. Diese finden immer in der letzen September- und der ersten Oktoberwoche statt – angelehnt an die bundesweite Veranstaltungsreihe "Interkulturelle Woche" und verbinden die Ravensburger Bürgerinnen und Bürger aller Nationen mit ihrem vielseitigen kulturellen Programm.
Zahlreiche Organisatoren und Veranstalter, Migrantenvereine, Initiativen und Gruppen stellen gemeinsam mit dem Amt für Soziales und Familie ein vielseitiges Programm zusammen, das viele Begegnungsanlässe zwischen den in Ravensburg beheimateten Menschen und Kulturen bietet und zur wechselseitigen Integrationsförderung beiträgt. In dem Interesse für einander geweckt und eine "Kultur des Willkommens" gepflegt wird. Denn die jeweiligen Veranstaltungen sollen zeigen, wie vielfältig die Stadt Ravensburg ist und welche Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten sie für alle Mitbürger bietet.
Die jährliche Veranstaltungsreihe "Wochen der Internationalen Nachbarschaft" stiftet somit seit mehr als 30 Jahren Identifikation und Zugehörigkeit von Menschen unterschiedlichster Herkunft mit der Stadt Ravensburg und ihren Bürgerinnen und Bürgern. Für ein weltoffenes und tolerantes Miteinander leisten die "Wochen der Internationalen Nachbarschaft" nicht nur einen kulturellen Beitrag, sondern tragen mit dazu bei, daß auch in schwierigen Zeiten ein friedvoller, toleranter Umgang miteinander gewährleistet ist. Dieses friedvolle Miteinander zeichnet Ravensburg und seine Bürgerinnen und Bürger aus.
Einzelprojekt 2























Die Stadt Ravensburg führt seit Anfang 2013 das Integrationsprojekt "Geschichte gemeinsam (er)fahren" durch. Es finden mehrere Informations- und Begegnungsfahrten zu prägenden Orten der Geschichte in Baden-Württemberg statt. Zielsetzung des Projektes ist es, persönliche Austauschmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte ab 15 Jahren zu schaffen.
Gefördert wurde das Projekt von 2013 bis 2015 durch das Programm "Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration" der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration Baden-Württemberg. Die Stadt Ravensburg war einer der 60 Orte der Integration in Baden-Württemberg. Seit Anfang 2016 führt die Stadt Ravensburg eigenständig weiter.
Grundidee des Projektes ist es, dass sich im Vorfeld einer Fahrt Tandems bilden, die gemeinsam teilnehmen wollen. Integration lebt vom gegenseitigen Interesse: Menschen mit unterschiedlicher Biografie sollen mit diesem Projekt ermutigt werden, auf andere Personen zuzugehen und unabhängig von der Herkunft gemeinsam Geschichte zu erfahren und Zukunft zu gestalten. Eine Anmeldung als Einzelperson ist ebenfalls möglich. Die Stadt Ravensburg ist mit ihrem Integrationsprojekt "Geschichte gemeinsam (er)fahren" einer der "60 Orte der Integration" in Baden-Württemberg, gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration Baden-Württemberg.
Idee des Projektes ist, Informations- und Begegnungsfahrten an ausgewählte Orte Baden-Württembergs zu organisieren – Orte, die für die Geschichte des Landes und Deutschlands von großer Bedeutung sind. Teilnehmen können Bürger mit und ohne Migrationsgeschichte – einzeln oder idealerweise zu zweit. Mit diesen Fahrten sollen weitere Personenkreise für die Integrationsarbeit in Ravensburg erreicht werden.
Die Fahrten werden mit einem Reisebus organisiert und finden immer sonntags statt. Bei Anmeldung und Teilnahme als Tandem (Migrant und Nichtmigrant) entfällt der Teilnahmebeitrag. Damit soll im Vorfeld einer Fahrt ein Anreiz geschaffen werden, der Menschen mit unterschiedlicher Biografie und Herkunftsgeschichte ermutigt, auf andere Personen zuzugehen und unabhängig von der individuellen Herkunft gemeinsam Geschichte zu erfahren und womöglich gemeinsam Zukunft zu gestalten. Dies kann im günstigsten Fall bei vorurteilsbeladenen Personen zu der Haltung führen: "Die sind gar nicht so." Integration lebt von wechselseitigen Beziehungen. Ziel der gemeinsamen Informations- und Begegnungsfahren ist, dass bei allen Teilnehmern die Erkenntnis entsteht: "Es ist unsere Geschichte, und wir gestalten sie gemeinsam weiter!"
Seit dem Jahr 2016 führt die Stadt Ravensburg das Projekt ohne Förderung der Baden-Württemberg-Stiftung weiter.