Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die die Mitarbeit und Akzeptanz aller Bürgerinnen und Bürger erfordert.
Ausgangslage in Everswinkel:
Wie auch in allen anderen Kommunen führte der sprunghafte Anstieg der Flüchtlingszuweisungen im Jahr 2015 zu einer großen Herausforderung im Bereich der Unterbringung und Versorgung. Genauso wichtig war und ist es aber den geflüchteten Menschen Schutz und eine lebenswerte Perspektive in unserem Land zu bieten.
Dabei konnten wir auf eine Vielzahl von haupt- und ehrenamtlichen Akteuren zurückgreifen. Die sich Hand in Hand um alle Belange der Flüchtlinge kümmern.
Wichtige Ziele hierbei sind, die dezentrale Unterbringung , die Integration in das Dorfleben und die schnelle und unbürokratische Vermittlung in Sprache und anschließend in Ausbildung und Arbeit sowie die Information der Bürger.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Everswinkel „Gelingende Integration benötigt ein ganzes Dorf“ Wir leben Integration!
1. Vorbemerkung
Wie kann Integration in einer kleinen Kommune gelingen? Mit dieser Fragestellung beschäftigen sich die verschiedenen Akteure aus Ehrenamt und Hauptamt spätestens seit dem Jahr 2015 sehr intensiv.
Als die Flüchtlingszuweisungen auch in die Gemeinde Everswinkel deutlich stiegen, war allen Beteiligten sofort klar, dass nicht allein die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehen darf. Die Integration in die Gesellschaft, das Erlernen der deutschen Sprache, die Betreuung der Kinder in den Kitas, die Beschulung der Kinder in den örtlichen Grundschulen und der Verbundschule, die Begegnung bei Veranstaltungen, Aktivitäten in den Vereinen u.v.m. gehört für uns in Everswinkel zu einer guten Integration dazu.
Um alle Kräfte zu bündeln, Transparenz für Haupt- und Ehrenamt und die geflüchteten Menschen zu haben, fasste der Familien- und Sozialausschuss am 09.09.2015 einstimmig den Beschluss, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern aller gesellschaftlichen Gruppen (Flüchtlingsinitiative, Kirchen, Politik, Vereine, Flüchtlingsbetreuer, Verwaltung) zu gründen. Allen Beteiligten in der Arbeitsgruppe ist es wichtig, die Vorteile einer kleinen Kommune zu nutzen - nämlich kurze und schnelle Informationswege und dass sich die Akteure vor Ort kennen.
Durch die eindeutigen Aufgabenzuteilungen und Festlegungen der Verantwortungen sollen zeit- und ressourcenraubende Doppelarbeiten/Schnittstellenprobleme vermieden werden.
Gute Integration benötigt also ein ganzes Dorf. So entstand der nachfolgende „Everswinkler Integrationsweg“.
2. Ausgangslage Everswinkel
Flüchtlingszahlen:
- 2013: 22 Personen
- 2014: 38 Personen
- 2015: 221 Personen
- 2016: 43 Personen
- 2017: 41 Personen
In 2013 und 2014 kamen viele Flüchtlinge aus dem Westbalkan. Ab 2015 kamen dann viele Kriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak. Hierunter waren viele alleinstehende junge Männer. Ab 2016 kam es häufig zu Familienzusammenführungen bereits anerkannter Flüchtlinge.
Einrichtungen/Institutionen/Menschen vor Ort:
- 6 Kitas
- 2 Sportvereine
- 2 Grundschulen
- 1 Verbundschule mit Haupt- und Realschulzweig
- Kath. Kirche St. Magnus / St. Agatha
- Ev. Kirchengemeinde Everswinkel-Freckenhorst
- Sonstige Vereine und Verbände
- Gemeindeverwaltung, insbesondere das Haus der Generationen und das Sozialamt
Wohnungssituation
- 2 Übergangswohnheime für Flüchtlinge und Asylbewerber.
- Angespannte Wohnungssituation auch aufgrund des naheliegenden, stark nachgefragtes Oberzentrum Münster.
Arbeitsmarkt:
Viele Zuständigkeiten unterschiedlicher Behörden. Im Asylverfahren sind Gemeindeverwaltung und Agentur für Arbeit zuständig. Nach Anerkennung ist dann das Jobcenter für die Betreuung der Flüchtlinge verantwortlich.
Wie auch in sonstigen Bereich der BRD gibt es wenig Bedarf mehr für ungelernte Hilfsarbeiter. Gut qualifizierte Facharbeiter werden aber gesucht.
3. Ziele
Ziel der Integration ist, dass die geflohenen Menschen bei uns in der Gesellschaft ankommen, um ein „normales“ Leben führen zu können. Auf der anderen Seite ist es aber genauso wichtig, dass hier lebende Menschen die Situation der Flüchtlinge verstehen und transparent und regelmäßig über Aktuelles informiert werden. Bestenfalls werden Menschen hierdurch motiviert, bei der Flüchtlingsarbeit mitzuhelfen.
Fünf wesentliche Punkte – die immer wieder ineinandergreifen - sind für uns in Everswinkel bei der Integration von Flüchtlingen entscheidend:
I. Wohnen
Die dezentrale Unterbringung ist klarer politischer Wille aller im Gemeinderat vertretenden Fraktionen.
II. Leben
Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher kann hier sowohl Ehrenamt als auch Hauptamt nicht allein oder losgelöst die Integration in die dörfliche Gemeinschaft leisten.
Die Integration soll gleichfalls in den örtlichen Vereinen und Verbänden erfolgen. Somit ist es wichtig alle Akteure aus den Vereinen und Verbänden bei dieser Aufgabe miteinzubeziehen.
III. Arbeit, Sprache, Bildung
Die zuständigen Behörden (Sozialamt, Agentur für Arbeit, Jobcenter) sollen eng zusammenarbeiten und gemeinsam und unbürokratisch mit den Flüchtlingen individuelle Perspektiven für Ausbildung und Arbeit entwickeln.
Die Flüchtlinge sollen möglichst schnell und nachhaltig in Ausbildung und Arbeit integriert werden.
Sprache ist für ALLE geflüchteten Menschen der Zugangsschlüssel in unsere Gesellschaft. Daher sollen möglichst schnell und umfangreich Sprach- und Integrationskurse angeboten werden.
Ein frühzeitiger Zugang zu den Bildungseinrichtungen soll erreicht werden.
IV. Transparenz und Akzeptanz
Um Ängste und Unsicherheiten durch den verstärkten Zuzug von Fremden entgegenzuwirken, soll die Bevölkerung laufend über die aktuelle Situation und die Maßnahmen informiert werden. Außerdem sollen Treffpunkte für Begegnung und Austausch entstehen.
4. Maßnahmen
I. Wohnen
Zwei Mehrfamilienhäuser wurden für die Unterbringung von Flüchtlingen durch die Gemeinde gekauft. Ein weiteres Übergangswohnheim befindet sich im Bau und wird voraussichtlich im März 2018 bezogen.
Insgesamt konnten rd. 50 Wohnungen für Flüchtlinge angemietet zu sozialhilferechtlich angemessenen Kosten angemietet werden. Aktuell sind noch 25 Wohnungen durch die Gemeinde angemietet. Viele Vermieter haben zwischenzeitlich mit den Bewohnern eigene Mietverträge abgeschlossen.
Außerdem wurden zwei Häuser mit jeweils 4 Wohnungen von der Kath. Kirche St. Magnus / St. Agatha und einem privaten Investor gebaut. Auch hier wurden Mieten auf Sozialhilfeniveau angesetzt.
Es ist gelungen in beiden Ortsteilen gut verteilt in den Wohngebieten Flüchtlinge unterzubringen. Hierdurch konnten „soziale Brennpunkte“ vermieden werden.
Auch für eine noch höhere Zuweisung von Flüchtlingen war die Gemeinde durch eine mögliche sehr kurzfristige Belegung einer Fest- und Sporthalle vorbereitet.
II. Leben
Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von allen Akteuren des „Dorflebens“ verknüpft wird.
Die Flüchtlingsinitiative mit verschiedenen Arbeitsgruppen, legitimiert durch politischen Beschluss zum Teil mit Steuerungsfunktion für verschiedene Aktivitäten.
z. B.
- Sprachkurse durch ehrenamtliche Sprachhelfer im Haus der Generationen
- ehrenamtliche Sprach- und Integrationshelfer in den beiden Grundschulen
- Cafe Kinderwagen
- Brückenprojekt im Familienzentrum
- Rucksackprojekt im St. Magnus Kindergarten
- individuelle Patenschaften durch Ehrenamtliche
- Fahrradwerkstatt
- Nähkurs mit Kinderbetreuung
- Schnupperkurse der Sportvereine
- Aufnahme und Ausbildung in der Feuerwehr / Jugendfeuerwehr
- Aufnahme ins Blasorchester Everswinkel
- Mitarbeit in der Kleiderkammer
- Ehrenamtliche Betreuung der Senioren im St. Magnus Haus durch Flüchtlinge
- Kulturkreis Everswinkel
III. Arbeit / Sprache / Bildung
Bereits im Oktober 2015 wurde der Integration Point Everswinkel als Modellprojekt installiert. Ziel ist eine schnelle Erfassung der Talente der Flüchtlinge, sowie eine schrittweise Integration in Arbeit. Dafür arbeiten die Agentur für Arbeit Münster/Ahlen, das Jobcenter des Kreises Warendorf, die Ausländerbehörde des Kreises Warendorf, sowie das Sozialamt der Gemeinde Everswinkel eng zusammen.
Die VhS Warendorf und das Netzwerk Beruf und Bildung bieten in Everswinkel Integrationskurse an. Des Weiteren können auch Sprachkursangebote verschiedener Bildungsträger in Warendorf und Münster besucht werden.
Aufgrund der dezentralen Unterbringung konnte eine gleichmäßige Verteilung auf alle Kitas und Schulen erfolgen. Somit kann auch dort gute Integration gelingen bei gleichbleibenden guten Schulniveau.
IV. Transparenz und Akzeptanz
Information der Bürgerinnen und Bürger durch:
- eine Informationsbroschüre, welche an alle Haushalte versandt wurde (siehe Anlage)
- Elternversammlung für die Vorstellung einer möglichen Unterbringung in der Sport- und Festhalle
- Informationsveranstaltungen für das neue Übergangswohnheim und für mehrere angemietete Mehrfamilienhäuser.
- Nachbarschaftsfeste. U. a. organisiert von den Flüchtlingen selbst.
- Monatliche offene Treffen im Haus der Generationen.
- Themenvorträge zu Trauma oder auch zu verschiedenen Herkunftsländern.
- Hilfestellungen im Einzelfall für die Sorgen und Ängste von Bürgern.
- Teilnahme der Flüchtlinge an Dorffesten und Veranstaltungen (Weihnachtsmarkt, Vitusfest, Neujahrsempfang usw.)
- Regelmäßige Berichterstattung im öffentlichen Teil der Sitzungen des Familien- und Sozialausschusses.
- Informationstreffen der Gewerbetreibenden.
- Sonstige Presseberichterstattungen (siehe Anlage).
5. Handlungsakteure
- a. Gemeindeverwaltung
- b. Bürgermeister
- c. Flüchtlingsinitiative
- d. Kindertagesstätten
- e. Schulen
- f. Vereine/Verbände
- g. Kirchen
- h. Ausländeramt
- i. Gesundheitsamt
- j. Jugendamt
- k. Agentur für Arbeit
- l. Migrationsberatungsstellen
- m. Politische gremien
- n. Jede/jeder Bürger/in des Ortes
6. Evaluation
Austausch der verschiedenen Akteure u. a. in der Flüchtlingsinitiative, Besuch von Fortbildungen und Besuch der AG Integration des Kreises Warendorf.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























Pilotprojekt zur Integration von Flüchtlingen in Arbeit „Integrationsbüro Everswinkel“
Projektpartner: Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, Kreis Warendorf und Gemeinde Everswinkel
Steuerungsgruppe:
- Agentur für Arbeit Ahlen-Münster
- Kreis Warendorf: Ausländeramt
- Kreis Warendorf: Jobcenter
- Bürgermeister Gemeinde Everswinkel
- Vertreter Unternehmen 3 Personen
- Ehrenamtler und pädagogischer Arbeitsmarktexperte Everswinkel
- Flüchtlingsinitiative
- Aufsuchende Sozialarbeit für Flüchtlinge Everswinkel
- Wirtschaftsförderung Gemeinde Everswinkel
- Gemeinde Everswinkel – Sozialamt
Ausgangslage
Flüchtlingskrise – Sehr viele Flüchtlinge aus unterschiedlichen Ländern kommen nach Deutschland. Die Flüchtlinge mit Bleibeperspektive werden lange, einige auch für immer in Deutschland bleiben. Neben der großen Herausforderung der Unterbringung in Wohnraum, muss bereits jetzt sofort mit der Integration der Flüchtlinge begonnen werden. Hierzu gehört insbesondere die Integration in Arbeit.
Projekt „Integrationsbüro“
Projektpartner:
Gemeinsame Verantwortung für eine gute Integration in den Arbeitsmarkt. „Blick weg von den Behördenstrukturen – Blick auf die Flüchtlinge mit den beruflichen Qualifikationen und Talenten“.
Gemeinsam bedeutet: Unternehmer, Ehrenamtler und Agentur für Arbeit, Kreis Warendorf (Ausländeramt und Jobcenter) und Gemeinde Everswinkel.
Zielgruppe:
Personen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Iran und Irak.
In diesem Jahr wurden bisher bereits 124 Personen zugewiesen. Insgesamt sind rd. 60 Personen mit Bleibeperspektive im erwerbsfähigen Alter in Everswinkel wohnhaft. Wöchentliche Zunahme der Personenzahl.
Umsetzung:
- Wo?
Integrationsbüro im Erdgeschoss des Rathauses (Raum 5) - Personal:
Agentur für Arbeit, Jobcenter, Gemeinde Everswinkel inkl. Ehrenamt - Start:
Oktober 2015
Projektgruppe
Erforderlich um die Betriebe und allen Beteiligten in den Prozess mitzunehmen und diesen erfolgreich zu gestalten. 2 Unternehmen nehmen an Projektgruppe teil.
Einzelprojekt 2























Dieses Projekt wird initiiert durch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros. Die gemeindliche Einrichtung „Haus der Generationen“ ist ein Standort dieses Projektes.
Die Integration der Flüchtlinge erfolgt in kleinen Schritten und ganz individuell. Die Begegnung der überwiegend älteren Aktiven / Paten mit den geflüchteten Menschen unterschiedlichen Alters ist für beide Seiten ein Gewinn. Es werden durch den Austausch ein gegenseitiges Kennenlernen, Vertrauen, sowie Verstehen ermöglicht und durch die große Erfahrung der Paten werden den ankommenden die ersten Schritte in die Aufnahmegesellschaft und zur Integration erleichtert.