Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Viele Flüchtlinge haben eine besondere Beziehung zu Stoffen und Garnen und bringen außergewöhnliche Fertig-und Fähigkeiten sowie Improvisationstalent für das traditionelle Kunsthandwerk mit. Je nach Herkunftsland haben Essen und Bekleidung, insbesondere in den größeren Familienverbünden, eine existentielle Bedeutung.
Die Idee der Stadtverwaltung und der Katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems) ist es, diese Eigenschaften zu nutzen, um ins Gespräch zu kommen und so die Integration zu fördern.
Seit Mitte 2016 findet nunmehr alle zwei Wochen im Gemeindezentrum das offene Nähcafe statt. Die Kirchengemeinde stellt den Raum zur Verfügung, gemeinsam mit der Stadt wurden die benötigten Arbeitsmaterialien aus Spendengeldern, dem Förderprogramm „500 Landinitiativen" sowie kommunalen Mitteln finanziert und angeschafft. Die ehrenamtlichen Gemeindemitglieder organisieren die Kinderbetreuung sowie Kaffee und Gebäck. Andere Ehrenamtliche bieten eine Kinderbetreuung im gleichen Raum an und erhalten über einfache Bastelarbeiten und gemeinsames Spielen vertraulichen Zugang zu den Kindern.
An jedem Termin nehmen bis zu 40 Flüchtlinge mit ihren Kindern teil. Begleitet werden sie immer von ca. 10 ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern, die bei den Handarbeiten unterstützen und die Kinderbetreuung übernehmen. Die hauptamtliche Flüchtlingsbetreuerin der Stadt sowie die kommunale Gleichstellungsbeauftragte sind vor Ort, um die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu begleiten und für Fragen und Anregungen der Flüchtlinge zur Verfügung zu stehen.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Ausgangslage
In den Jahren 2015/2016 sind rund 400 Flüchtlinge der Stadt Haren (Ems) zugewiesen worden. Viele von ihnen gaben in den ersten Gesprächen an, in ihren Heimatländern als Barbier (Frisör) oder Schneider tätig gewesen zu sein. Anerkannte Schul- oder Ausbildungsabschlüsse waren dagegen selten vorhanden. Diese ersten Informationen wurden auch in einer Zusammenkunft von städtischen Vertretern mit den Pfarrgemeinderäten der christlichen Kirchengemeinden in der Stadt Haren (Ems) übermittelt. Ziel dieses Gesprächs war es, Ehrenamtliche für die bürgerschaftliche Integration der Neubürger zu begeistern und dafür Projektideen zu kreieren.
Der Pfarrgemeinderat der Katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems) entwickelte daraus gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Haren (Ems), dem seit 20 Jahren aktiven Internationalen Frauentreff und der hauptamtlichen Flüchtlingsbetreuerin der Stadt die Idee eines offenen, kostenlosen Nähcafes.
Vision:
Wunsch der Gruppe war es, über die gemeinsame Handarbeit und Kleinkunst die Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Nationalitäten sowie Generationen in Kontakt zu bringen. Die sinnstiftende Tätigkeit mit einem produktiven Ergebnis sollte Mittel zum Zweck sein, um sich mit Menschen mit ähnlichen Schicksalen auszutauschen. Die einheimischen, ehrenamtlichen Unterstützer sollten Begleiter und Ansprechpartner sein, um unbürokratisch mit Rat und Rat für Alltagsfragen in der neuen Heimat zur Verfügung zu stehen.
Umsetzung:
Ein Organisationsteam hat sich mehrfach im September/Oktober 2016 getroffen, um die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen festzulegen. Die Katholische Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems) stellt die Räumlichkeiten im Gemeindezentrum „Bischof-Demann-Haus" alle zwei Wochen mittwochs nachmittags mietfrei zur Verfügung. Parallel zum Raum für das offene Nähcafe organisieren die Katholischen Jugendverbände auch eine Kinderbetreuung. Über die kirchlichen Nachrichtenblätter wurden Aufrufe zur Spende von gebrauchten Nähmaschinen und Material gestartet. Die Reparaturkosten für die gespendeten Näh- und Bügelmaschinen wurden von der Stadt übernommen. Die Kirchengemeinde richtete ein Spendenkonto ein. Ein Antrag auf finanzielle Unterstützung wurde bei der „Harske Runde" gestellt, eine Runde von Harener Bürgern, die für sozial-karitative Aktivitäten Spendengelder ausschüttet und daraufhin mit einem Startkapital auch das offene Nähcafe unterstützte.
Am 13.12.2016 öffnete das offene Nähcafe erstmals. Schon zum ersten Termin kamen nach persönlicher Ansprache und Einladung mehr als 20 Zugewanderte und 10 ehrenamtliche Hobbyschneiderinnen.
Verstetigung
Außerhalb der Schulferien wurde das offene Nähcafe im Jahr 2017 kontinuierlich alle zwei Wochen durchgeführt. Im März 2017 wurde bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn durch die Katholische Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems), in der bürokratischen Abwicklung unterstützt durch die Stadt Haren (Ems), ein Antrag auf eine nicht rückzahlbare Zuwendung von 7.619,89 Euro eingereicht, um weitere Näh- und Bügelmaschinen sowie diverse Zubehörartikel anschaffen zu können. Mit Unterstützung der örtlichen CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann wurde der Zuschussantrag am 05.04.2017 bewilligt und die Gelder ausgezahlt. Die ehrenamtlichen Betreuer konnten die benötigten Materialien anschaffen und das offene Nähcafe damit weiter finanziell stärken.
Das Vorhaben endete am 30.09.2017, bereits bis Ende September 2017 erfolgte der Schlussbericht mit allen angeforderten Nachweisen. Am 15.11.2017 hat sich die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann bei ,einem Ortstermin persönlich von der regen Teilnahme und dem großen Engagement der Beteiligten überzeugen können. Inzwischen nehmen bis zu 40 Flüchtlinge das offene Nähcafe in Anspruch, es sind zwei große Räume notwendig, um allen Gästen einen Arbeitsplatz anbieten zu können. Fester Bestandteil des Nähcafes ist ein Kaffee- und Kuchen-Buffet, um neben der handwerklichen Tätigkeit auch intensiv ins Gespräch zu kommen.
Aufgrund der hohen Nachfrage können nicht alle Flüchtlinge gleichzeitig eine Nähmaschine anbieten, so dass die einheimischen Betreuer das Angebot bereits um Sticken, Häkeln und Stricken erweitert haben.
Die Flüchtlinge bereiten derzeit individuell gestaltete Täschchen mit Einkaufswagenchips darin als Give-Away vor. Diese sollen kostenlos auf dem Harener Weihnachtsmarkt verteilt werden und den Dank der Flüchtlinge für die Willkommenskultur in der Stadt ausdrücken. Gleichzeitig wird um Spendengelder gebeten, um den laufenden Betrieb auch 2018 gewährleisten zu können.
Ausblick:
Die Katholische Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems) baut in 2018/2019 ein neues Gemeindezentrum. Es gibt die Absichtserklärung, dass das offene Nähcafe auch in dem neuen Gebäude fortgesetzt werden kann. Um die erforderlichen finanziellen Mittel weiter aufbringen zu können, soll u.a. der Bundeswettbewerb „Zusammenleben Hand in Hand - Kommunen gestalten" genutzt werden, um das Projekt öffentlichkeitswirksam weiter bewerben zu können.
Viele der Flüchtlinge haben inzwischen eine Anerkennung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erhalten und können deshalb dauerhaft in Deutschland bleiben. Einige von ihnen sind inzwischen berufstätig und besuchen dennoch weiterhin das offene Nähcafe. Besonders gerne angenommen wird das Angebot von den Müttern kleinerer Kinder, die dank der Kinderbetreuung ihre Kinder in der Nähe wissen und gleichzeitig gesellschaftliche Kontakte pflegen können.
Fazit:
Das offene Nähcafe hat den interkulturellen Austausch gefördert, die gegenseitige Wertschätzung für die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Kleinkunsthandwerk gesteigert und den alltäglichen Umgang mit der deutschen Sprache gestärkt. Die Treffen sind zum zentralen Baustein der Integrationsarbeit in der Stadt Haren (Ems) geworden und haben durch die enge Zusammenarbeit zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde besonderen Modellcharakter.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























Einzelprojekt 2






















