Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Die Stabsstelle Partizipation und Integration entwickelte 2009 nach Bedarfsgesprächen mit Schulen und Kindertagesstätten einen Pool mit 150 interkulturellen Mittlern/innen. Gestartet wurde mit Kursen für Eltern-Multiplikatoren/innen, die bei Elterngesprächen/Elternabenden übersetzen sowie das Bildungssystem erklären (s. Nationaler Aktionsplan Integration der Bundesregierung S.58). Mittlerweile sind aufgrund positiver Rückmeldungen 400 interkulturelle Eltern-Multiplikatoren/innen in 20 Kursen und ca.150 kulturelle Mittler/innen im Sozialbereich qualifiziert. Jährlich werden ca. 1.000 Einsätze in ca. 90 Kindertagesstätten und 50 Schulen sowie mehr als 1.500 Einsätze in über 25 sozialen Einrichtungen/Behörden abgerechnet. Die Mittler/innen decken über 50 Sprachen ab und erhalten pauschale Aufwandsentschädigungen. Die Mittlernetzwerke unterstützen seit 2015 auch maßgeblich bei der Flüchtlingsbetreuung. Ein Mittlerprojekt dieser Größenordnungk gibt es nicht mehr.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Ausgangssituation und Bedarfsanalyse als Basis:
Heilbronn mit ca. 126.500 Einwohnern hat einen hohen Anteil an Menschen mit Zuwanderungsgeschichte (Stand 30.06.2017 = 52 %; bei den Kindern und Jugendlichen von 0 – 18 Jahren = 71%.) aus 140 Herkunftsländern. Seit Jahren steigt die Zuwanderung (2015 und 2016 kamen jeweils ca. 7.000 Einwohner neu mit ausländischer Staatsangehörigkeit nach Heilbronn; davon waren nur ca. 800 Flüchtlinge). Gründe der Zuwanderung sind u.a. Arbeitsmigration, Familienzuwanderung, Zuwanderung innerhalb der EU, Aufnahme eines Studiums, Flüchtlingszuwanderung etc.). Da nicht alle Zuwanderer die Möglichkeit haben, an Integrationskursen oder Sprachkursen teilzunehmen und das Erlernen der deutschen Sprache seine Zeit benötigt, fehlten häufig im Dialog mit hiesigen Einrichtungen Deutschkenntnisse. Es gab zahlreiche Missverständnisse, da auch die deutschen Strukturen sehr komplex sind.
Anlass (konkrete Auslöser/Gründe für Konzept/Projekt/Maßnahme):
Die Stabsstelle Partizipation und Integration wurde 2008 als zentrale Kontaktstelle für Fragen rund um die Themen Integration und Partizipation eingerichtet. Sie hat u.a. die Aufgabe, die Stärken und Kompetenzen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in die Integrationsarbeit der Stadt Heilbronn einzubinden, um die Integration und das Zusammenleben in der Stadt zu erleichtern. Maßnahmen werden daher gemeinsam mit Zuwanderern (z.B. Integrationsbeirat, Migrantenorganisationen etc.) entwickelt und umgesetzt.
Eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse u.a. über viele Gespräche mit Schulen und Kindertagesstätten zeigte, dass der Austausch zwischen Eltern mit Zuwanderungsgeschichte und den Einrichtungen fehlte, was den Informationsfluss erheblich erschwerte und auch zu Konflikten führte. Neuzugezogene benötigen zahlreiche Hintergrundinformationen (z.B. zum Bildungssystem). Der Bedarf an Sprachmittlern/innen war daher akut. Zum Teil wurden Kinder als Dolmetscher genutzt, die mit dieser Verantwortung oft überfordert waren.
Daher wurde 2009 zunächst ein Pool an qualifizierten, interkulturellen Sprachmittlern/innen für Schulen und Kindertagesstätten aufgebaut. Schon bald zeichnete sich über weitere Analysen auch ein hoher Bedarf an Mittlern/innen in Beratungsstellen ab. Die Stabsstelle entwickelte daher den vorhandenen Sprachmittlerpool mit aufbauenden Qualifizierungen weiter, so dass neue Einsatzgebiete möglich wurden. Die enge Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern ermöglicht eine stete Weiterentwicklung des Projektes. Hierbei ist eine offene und vertrauensvolle Kommunikation und gegenseitige Information eine wichtige Grundlage.
Mittlerweile sind über 400 ehrenamtliche Dolmetscher für die Stadt Heilbronn qualifiziert, die 50 Sprachen und 16 Dialekte abdecken. Jährlich werden ca. 3.000 Einsätze in verschiedenen Handlungsfeldern der Integrationsarbeit abgerechnet.
Konzeptionen
Die Einsatzbereiche sind sehr unterschiedlich. Für eine gute Vorbereitung sind Qualifizierungsmaßnahmen sowie eine gute Begleitung und Einsatzkoordination nötig. Die Stabsstelle entwickelte mit Akteuren der jeweiligen Handlungsfelder Qualifizierungskonzepte (s. Anlage, Tabelle). Da die Maßnahmen nicht allein aus städtischen Mitteln finanziert werden konnten, wurden Förderanträge gestellt, denen immer Konzepte zugrunde lagen. Förderer waren bisher die Robert-Bosch-Stiftung, die Baden-Württemberg Stiftung, das IQ-Netzwerk, das Land Baden-Württemberg, lokale Stiftungen (Bürgerstiftung, Dieter-Schwarz-Stiftung) und Service Clubs (Rotary). Die Erfahrungen aus diesem Projekt sind integrierter Teil der Integrationsarbeit und fließen in die Strategien der Stabsstelle ein.
Ziele der Maßnahmen:
- Abbau der Sprachbarrieren und Verbesserung der Zugänge in Systeme / Ermöglichung von Teilhabe
- Maßnahmen als Teil der Willkommenskultur in Heilbronn
- Mehr Transparenz und Überblick für Neuzuwanderer über vorhandene Strukturen
- Verbesserung der Kommunikation zwischen Einrichtungen und Neuzuwanderern
- Kulturelle Öffnung der Einrichtungen sowie Kooperation mit diesen (Lernprozesse durch Zusammenarbeit mit Sprachmittlern/innen)
- Qualifizierung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Einbindung in die Integrationsarbeit (Förderung der persönlichen Entwicklung und Partizipation)
Zielgruppen:
- Eltern und damit auch Kinder mit Zuwanderungsgeschichte: Mangelnde Informationen über das Bildungssystem und teilweise Deutschdefizite führen zu unzureichender Unterstützung der Kinder
- Menschen mit Beratungsbedarf, die folgende Stellen aufsuchen: Migrationsberatung, Jugendamt, frühe Hilfen, Erziehungsberatung, Suchtberatung, psychologische Beratung, Schuldnerberatung, Schwangerenberatung, Frauenhäuser, Integrationskursanlaufstelle, Bildungskoordinatorin mit Clearingstelle, um passenden Schulplatz mit Vorbereitungsklassen zu finden sowie weitere unterstützende Einrichtungen
- Eltern mit behinderten Kindern mit Beratungsbedarf (Schulen, Tagesstätten, Offene Hilfen etc.)
- Arbeitssuchende, die Kontakte zu Anerkennungsberatung (berufliche Qualifikation), zur Agentur für Arbeit und zum Jobcenter haben
- Flüchtlinge (die beraten und auch zu Ärzten begleitet werden müssen; z.T. traumatisiert)
- Alle beteiligten Einrichtungen im Bildungs- und Sozialbereich sowie in Behörden. Durch die Mitt-lern/innen werden interkulturelle Kenntnisse vermittelt (= interkulturelle Öffnung von Einrichtungen)
- Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die sich als Mittler in die Gesellschaft einbringen und andere Neuzugezogene unterstützen wollen. Diese werden kostenfrei qualifiziert und entwickeln sich enorm.
Vorgehen und Umsetzung:
Der 2009 geplante Aufbau eines Pools an qualifizierten, interkulturellen Sprachmittlern/innen für Schulen und Kindertagesstätten sollte nicht nur an einer Einrichtung sondern flächendeckend umgesetzt werden. Interessierte wurden v. a. über Kindertagesstätten, Schulen, Presse und soziale Einrichtungen gewonnen. Die Akademie für innovative Bildung und Management – aim - führte die Qualifizierungen kostenfrei durch. Durch eine Förderung der Robert-Bosch-Stiftung und durch Co-Finanzierung städtischer Mittel konnte das Projekt bis 2013 umgesetzt werden. Im Nationalen Aktionsplan Integration der Bundesregierung (Strategisches Ziel Partizipation von Eltern als Qualitätsmerkmal frühkindlicher Bildung) ist es auf Seite 58 aufgeführt. Seit 2014 werden die Eltern-Multiplikatoren über das Land Baden-Württemberg co-finanziert.
Eltern mit Migrationshintergrund wurden nach den Schulungen bei Elterngesprächen, Elternabenden und Anmeldetagen zunächst in 11 Grundschulen und seit 2010 in allen Schulen und Kindergärten eingesetzt. Sie unterstützen im Dialog, erklären Hintergründe, erleichtern den Zugang zum Bildungssystem und verbessern damit die Bildungschancen der Kinder. Die Eltern-Multiplikatoren informieren u.a. als Kursleiter über das Bildungssystem in Baden-Württemberg. Die Rückmeldungen der Schulen und Kindergärten sind sehr positiv, die Eltern-Multiplikatoren werden gut angenommen und der Beitrag, den sie zur Bildungsarbeit leisten, ist kaum mehr wegzudenken. Die Wirksamkeit des Projekts ist hoch.
Die Stabsstelle konzipierte und qualifizierte 2010 aufgrund des hohen Bedarfs gemeinsam mit dem Antidiskriminierungsinstitut (IAD) der ev. Hochschule Ludwigsburg Kulturelle Mittler/innen für Beratungsstellen. Ein neues Netzwerk an Sprachmittlern entstand für den sozialen Bereich, das nun in über 21 Beratungseinrichtungen unterstützt. (Förderung u.a. über die Baden-Württemberg Stiftung).
Das unterschiedliche kulturelle Verständnis von Handelnden kann Missverständnisse und Konflikte entstehen lassen. Um diese besser erkennen und Konflikte zu deeskalieren, qualifizierten sich seit 2009 14 interkulturelle Mediatoren, die über die Stabsstelle angefragt werden können (Mediatorennetzwerk).
Menschen aus anderen Kulturen gehen unterschiedlich mit dem Thema Behinderung um. Viele Familien erkennen die Behinderung der eigenen Kinder nicht als solche an und nutzen dementsprechend das Unterstützungsangebot nicht. Daher war es der Stabsstelle wichtig, hierüber zu informieren und aufzuklären. In 2013 wurden nach einer Vernetzung aller Einrichtungen der Behindertenhilfe 15 interkulturelle Elternmentoren für Familien mit Kindern mit einer Behinderung geschult und sind seither eingesetzt.
Im Projekt Willkommenskultur wurden im Zeitraum 2015/2016 40 Welcome Guides für Behörden und Migrationsberatungsstellen qualifiziert. In Abstimmung mit der Ausländerbehörde, dem Jobcenter und der Migrationsberatung können sie nun auch beim Ausfüllen von Formularen behilflich sein und unterstützen Neuzugezogene bei Behördengängen. Auch die interkulturelle Öffnung in Behörden wird dadurch forciert.
Mit der Flüchtlingszuwanderung in 2015/2016 gab es einen hohen Bedarf an neuen Mittlern/innen/weiteren Sprachen. Viele halfen bei der Vermittlung grundlegender Informationen zur Orientierung und bei der Begleitung (u.a. von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen). Auch Kliniken und Ärzte meldeten Bedarf. Daher wurde in Kooperation mit dem Flüchtlingsbereich und dem Bundesprojekt SAMOFA pilotweise ein Lehrgang für den Gesundheitsbereich konzipiert. Insgesamt 16 Gesundheitsmittler/innen wurden in 8 Fachveranstaltungen von Ärzten zu verschiedenen Krankheitsbildern geschult und über Abläufe informiert. Bei Bedarf übersetzen und informieren die Gesundheitmittler/innen nun in Gesprächen mit Flüchtlingen, vermitteln aber auch Einrichtungen auf Nachfrage über Gesundheitssysteme diverser Länder.
Von April bis Juli 2016 konnten Welcome Guides und Kulturelle Mittler, die v.a. im Flüchtlingsbereich tätig waren, an einer aufbauenden Schulung zum Thema „Trauma“ teilnehmen. Der Aufbaulehrgang bestand aus mehreren Modulen. Seitdem werden die Mittler/innen auch u.a. im Rahmen eines Traumaprojekts zum Übersetzen eingesetzt und können darüber hinaus mit Menschen mit Traumaerfahrung besser umgehen.
Um Zugänge in den Arbeitsmarkt (u.a. auch Anerkennung beruflicher Qualifikationen) zu erleichtern und Arbeitsmarktakteure zu unterstützen, werden seit Oktober 2016 Welcome Guides für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Sie übersetzen bei Arbeitsvermittlungsgesprächen, unterstützen u.a. bei der Erstellung von Bewerbungen sowie bei der Suche nach einem Sprachkursplatz in KURSnet.
Seit 2017 sind einige Kulturelle Mittler/innen aufgrund des neuen Prostituiertenschutzgesetzes im Gesundheitsamt sowie im Ordnungsamt aktiv.
Die Stabsstelle ist derzeit dabei, einen interkulturellen Referentenpool aufzubauen, der für verschiedene Veranstaltungsformate (u.a. auch für interne Besprechungen) gebucht werden kann, um Hintergrundinformationen zu verschiedenen kulturellen Themen je nach Bedarf zu vermitteln.
Ergebnisse und (bislang) Erreichtes:
Seit die Sprachmittler/innen in den Einrichtungen aktiv sind, gibt es einen verbesserten Dialog zwischen Hauptamtlichen und Klienten (effizientere Besprechungen). Auf Zuwanderer hat es zudem eine positive Wirkung, wenn Menschen aus dem gleichen Kulturkreis als Mittler/in eingesetzt werden. Dies vergrößert das Vertrauen auch zu den Einrichtungen (= Signalwirkung). Die Mittler/innen können bei Sprachdefiziten in der Muttersprache übersetzen und aufgrund ihrer interkulturellen Kenntnisse zwischen den Kulturen vermitteln.
Durch die hohe Vorbildfunktion der Mittler/innen konnten zahlreiche weitere Interessierte gewonnen werden. Die Stabsstelle berichtet über die Mittler/innen im städtischen Presseverteiler, in Flyern, auf der Welcome-Homepage etc., im Rahmen von Präsentationen und Veranstaltungen. Über die eigenen sozialen Netzwerke der Ehrenamtlichen gab es ebenso neue Interessierte wie über die gute Vernetzung der Stabsstelle mit den Einrichtungen und niederschwelligen Integrationsangeboten. Die Motivation, sich zu beteiligen, ist sehr hoch.
Gebucht werden die Einsätze von den Einrichtungen. Hierdurch haben diese mehr Vertrauen in die Neutralität der Mittler/innen. Erkennbar wird dies durch die hohe Nachfrage (ca. 3.000 Einsätze im Jahr). Die Arbeit der Mitarbeiter wird durch die Mittler/innen erleichtert, die als „Partner“ angesehen werden (= enge Zusammenarbeit). Ebenso erhalten Mittler/innen einen Einblick in den Arbeitsalltag der Einrichtungen, (= mehr Verständnis gegenüber den Behördenmitarbeitern). Verständigungsschwierigkeiten/Missverständnisse können verhindert/ verringert werden. Auch die interkulturelle Öffnung der Einrichtungen wird gefördert.
Damit die Mittler/innen für die verschiedenen Einsätze ein klares Rollenverständnis haben, durchlaufen sie zunächst Grundqualifizierungen und nehmen dann an aufbauenden Kursen teil. Die Qualifizierungen mit Bildungsträgern und Fachpersonal sind kostenfrei. Nur Interkulturelle Mediatoren/innen mussten die Kosten selbst tragen. Während der Kurse begleitet für Fragen ein Ansprechpartner der Stabsstelle (=Qualitätssicherung). Über kursübergreifenden Erfahrungsaustausch, Feedbackgespräche und Supervisionen werden die Mittler/innen begleitet und die Zusammenarbeit intensiviert (= Wir-Gefühl).
Die Teilnehmenden setzen sich intensiv mit der Rolle als Sprachmittler/innen auseinander. Ihnen ist die Relevanz des neutralen und kultursensiblen Dolmetschens bewusst. Sie verhalten sich professionell, bewahren die nötige Distanz zum Klienten und treten als neutrale Instanz zwischen beiden Seiten auf (= vermittelnde Rolle). Die Mittler/innen werden zudem zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Einbindung in eine kommunale Gesamtkonzeption (Schwerpunkte Integration und Zusammenleben) und Verfolgung festgelegter Integrationsziele
Aus den o.g. Ausführungen wird deutlich, dass die Maßnahme in das kommunale Integrationsgeschehen und die Zielsetzungen der Integrationsarbeit (siehe https://www.heilbronn.de/familie-gesellschaft/partizipation-integration....) eng eingebunden ist. In der neuen Stadtkonzeption 2030 der Stadt Heilbronn (https://www.heilbronn.de/buerger-rathaus/buergerbeteiligung/stadtkonzept...) leitete die Stabsstellenleitung das Handlungsfeld 3 „Zusammenleben in der Stadt“ mit den Zielen:
- Heilbronn fördert über gute soziale Bedingungen und Angebote das Ankommen, Aufwachsen, Arbeiten und Älterwerden für alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und sozialen Stellung.
- Heilbronn ist eine sehr vielfältige Stadt, in der aus der Vielfalt ein Wir-Gefühl entsteht. Die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten und von gesellschaftlicher Teilhabe, die Durchmischung der Wohnquartiere sowie die Unterstützung und Würdigung des Ehrenamtes bringen diesen Prozess voran.
Bereits die Bezeichnung der Stabsstelle macht deutlich, dass die Ziele, Aufgaben und Schwerpunkte der Arbeit im Bereich der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte liegen.
Einsatz von Instrumenten des Qualitätsmanagements und der Evaluation
Bedingt durch verschiedene Förderanträge werden stets Evaluationen bzw. Teilevaluationen vorgenommen. Dies beinhaltet die Erhebung der Anzahl der Mittlereinsätze, Teilnehmenden an den Qualifizierungen, Anzahl der beteiligten Einrichtungen, erforderliche Anzahl an Sprachen als auch die qualitative Evaluation u.a. über Rückmeldungen in Besprechungen, Abfragen unter Mittlern/innen und Einrichtungen (Rektorenkonferenz, Arbeitskreise etc.). Erkennbar ist, dass die Nachfrage nach interkulturellen Mediatoren kaum noch gegeben ist, da Missverständnisse durch den rechtzeitigen Einsatz von Sprachmittlern schon frühzeitig abgebaut bzw. verhindert werden können. Stets überprüft und angepasst, werden auch das Projektmanagement und das System der Abrechnung, da sich Rahmenbedingungen immer wieder ändern.
Berücksichtigung von Gender- und Diversity-Aspekten
Im Projekt sind überwiegend weibliche Mittler/innen aktiv, da häufig die Männer tagsüber arbeiten. Erkenn-bar ist, dass Mittlerinnen in Einsätzen und Klientinnen durch positive Erfahrungen mit Übersetzungen maßgeblich gestärkt werden. Die Schulungen werden zeitlich so organisiert, dass Mittler/innen mit Kindern teil-nehmen können. Bei Bedarf werden Mittler/innen kultur- und religionssensibel eingesetzt. Sehr positive Erfahrungen wurden gemacht, wenn religiös motivierte Klienten Hilfe durch Mittler anderer Religionsausprägung erhielten (=Lerneffekt). In den Grundqualifizierungen für die Mittler/innen sind immer Schulungen zum Thema interkulturelle Kompetenz enthalten, um in den interkulturell zusammengesetzten Teilnehmergruppen Gender- und Diversity-Aspekte zu besprechen. Auch erhalten Einrichtungen nach den Gesprächen Hintergrundinformationen, die bisherige Prägungen von Klienten besser einschätzen lassen. Nicht nur die Schulungen, auch die Einsätze sind ein ständiges Lernfeld im Umgang mit Diversity.
Verankerung auf der kommunalpolitischen Ebene und Unterstützung derselben
Die Stabsstelle ist direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet. Sowohl die Verwaltungsspitze als auch der Gemeinderat und der Beirat für Integration und Partizipation unterstützen seit Beginn die Konzepte und Umsetzung des Mittlerpools. Integrationsbeiräte sind zum Teil als Mittler aktiv. Die Maßnahme ist in mehrere Handlungsfelder der Integrationsarbeit sowie in verschiedene Ämter der Stadt eng eingebunden.
Verbindlich vereinbarte Vernetzung und Kooperation von verschiedenen Akteuren
Die Stabsstelle bindet bestehende Netzwerke von Kooperationspartnern ein. Die Zusammenarbeit besteht derzeit mit 90 Kindergärten, 50 Schulen, 21 Beratungsstellen, 11 Arbeitsmarktakteuren und mit 6 Ämtern. sowie Bildungsträgern, kulturellen Einrichtungen und Migrantenorganisationen. (= hoher Koordinationsaufwand aufgrund Logistik). Die Vernetzungen sind installiert (Lenkungsgruppen, Sozialraumtreffen, lokales Netzwerke etc.). Mit den Mittlern/innen werden schriftlich Rahmenbedingungen für die Einsätze vereinbart
Nachhaltigkeit von Integration und Zusammenleben in der jeweiligen Kommune:
Auf der Basis der o.g. Ergebnisse sind nachhaltige Wirkungen vor allem erkennbar auf Neuzuwanderer. Diese können sich in Gesprächen besser einbringen, Fragen stellen, Missverständnisse klären und Orientierung erhalten. Viele fanden den Zugang zu Einrichtungen schneller und bringen sich mittlerweile selbst als Mittler/innen aktiv ein. Der Kontakt zu den Einrichtungen ist intensiver und vertrauensvoller geworden. Es wird hoch anerkannt, dass es diese Unterstützung durch die Stadt Heilbronn gibt.
Zahlreiche Mittler/innen haben sich beruflich und persönlich (stärkeres Selbstbewusstsein, hohe Lernbereitschaft etc.) weiterentwickelt. Sie erfahren Wertschätzung, bringen sich in weitere Projekte ein und sind Vor-bilder für andere. Durch die Erfahrungen werden auch Hemmschwellen/Vorurteile bei den Mittlern/innen ab-gebaut; Hintergrundwissen wird vermittelt. Familienmitglieder sind stolz auf die Leistung der Mutter/des Vaters. Insbesondere Mittlerinnen motivieren oft auch ihre Ehemänner zum Weiterlernen.
Das Projekt ist nachhaltig und zeigt sehr gute Wirkung in den Einrichtungen: Migranten werden als Partner auf Augenhöhe und daher Vielfalt als positiv erlebt. Informationen zu anderen Kulturen werden zugänglich, Missverständnisse leichter erklärt. Eine verbesserte interkulturelle Öffnung/interkulturelle Kompetenz in den Einrichtungen im Vergleich zu 2008 ist spürbar. Der Fortbildungswille der Einrichtungen ist gestiegen.
Erfolgsfaktoren für die Sprachmittlernetzwerke:
- Durch bisherige Förderzusagen ist flächendeckendes Angebot möglich;
- Information und Kommunikation auf allen Ebenen (= hoher Zeitfaktor)
- Gute Vernetzung mit anderen Projekten und Akteuren
- Einbindung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte von Anfang an
- Akzeptanz, Vertrauen und Wertschätzung gegenüber den ehrenamtlichen Dolmetschern in allen Ein-richtungen und Einbindung der Einrichtungen von Beginn an
- Hohe Flexibilität im Projekt ermöglicht auch pilothafte Ausweitung der Mittlernetzwerke
- Gute Qualifizierung der Beteiligten und regelmäßiger Erfahrungsaustausch
- Anlaufstelle/Koordinationsstelle für den ständigen Informationsaustausch zu den Projektbeteiligten
Know-how-Transfer in andere Kommunen:
Die Stabsstellenleitung ist Vorsitzende der AG Integration des Städtetag Baden-Württemberg und hat schon mehrere Kommunen bei der Installation ähnlicher Mittlerprojekte beraten. Sie stand bisher als Ansprechpartnerin im Hinblick auf den Aufbau der Projektstruktur, das Vorgehen und die erstellten Materialien zur Verfügung und fördert gerne die Etablierung ähnlicher Maßnahmen an anderen Orten.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























Einzelprojekt 2























Anlagen
Fotos





