Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Die Vielfalt der Bevölkerungsgruppen ist seit der Stadtgründung eine Besonderheit der Stadt Karlsruhe. Es ist daher ein besonderes Anliegen der Stadt, unterschiedliche Strukturen bereitzustellen, die eine Teilhabe an unserer Gesellschaft ermöglichen. Der Karlsruher Weg ist gekennzeichnet durch eine systematische Zusammenführung von strategischem und operativem Bereich durch die Einbindung relevanter Akteure in der Integrationsarbeit. Unser Wettbewerbsbeitrag setzt sich daher aus 3 verschiedenen Handlungsebenen zusammen:
1. Integrationsplan als ein gesamtstädtisches Konzept mit Zielen, Kennzahlen, Handlungsfeldern (strategischer Bereich), der in einem breiten Beteiligungsprozess innerhalb der Stadtverwaltung, Organisationen und Institutionen sowie der Bürgerschaft erstellt und fortgeschrieben wird.
2. Internationales Begegnungszentrum (ibz) als operativer Akteur, der im Auftrag der Stadt im Rahmen des Integrationsplan Aufgaben übernimmt (städtisch finanziert):
- Engagement für gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Integration von Zuwanderern in unsere Stadt
- Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements
- Förderung einer Willkommenskultur und -struktur
3. Projekt COLA TAXI OKAY als innovatives Projekt:
- COLA TAXI Okay steht für eine völlig neue Herangehensweise zur Förderung des Zusammenlebens und der Integration von Flüchtlingen und Migranten.
- Das Projekt will einen dauerhaften Begegnungsort zum Austausch zwischen Geflüchteten und Einheimischen schaffen, der geflüchtete Menschen willkommen heißt und ihnen ein erstes Netzwerk bietet.
- Wichtiges Charakteristikum des Projektes ist Geflüchtete und Einheimische als eine Zielgruppe zu begreifen, d.h. als Menschen, die durch die Partizipation im COLA TAXI OKAY ihr Umfeld als identitätsstiftende Aufforderung begreifen und entsprechend mitgestalten.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Ausgangssituation in der Kommune
Die Vielfalt der Bevölkerungsgruppen ist seit der Stadtgründung eine Besonderheit der Stadt Karlsruhe. Heute leben in unserer Stadt ca. 303.000 Menschen, davon rund 58.200 mit Migrationshintergrund aus vielen unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturkreisen, friedlich zusammen. Die meisten Menschen, die aus dem Ausland nach Karlsruhe kommen, stammen aus der EU. Des Weiteren leben 220 Flüchtlinge in den Übergangswohnheimen der Stadt sowie ca. 200-300 unbegleitete minderjährige Ausländer (umA).
Karlsruhe ist, die Situation der Geflüchteten betreffend, in Baden-Württemberg ein Sonderfall: Durch die Landeserstaufnahmestelle (LEA) ist Karlsruhe mit einer großen Zahl von Geflüchteten konfrontiert, die oft nur für einen sehr kurzen Zeitraum in der Stadt bleiben. Diese Situation unterscheidet sich strukturell von anderen Orten in Baden-Württemberg und macht die Projektarbeit mit Geflüchteten dementsprechend zu einer Herausforderung.
Dennoch bleiben die Asylsuchenden empirisch betrachtet jedoch oftmals viele Monate in Erstunterkünften.
Anlass (konkrete Auslöser/Gründe für Konzept/Projekt/Maßnahme)
Für alle diese Menschen sollen Strukturen bereitgestellt werden, die eine Teilhabe an unserer Gesellschaft ermöglichen. Grundlage hierfür ist der Karlsruher Integrationsplan als gesamtstädtisches Konzept mit konkreten Zielen, Kennzahlen und Handlungsfeldern (strategischer Bereich). Der Integrationsplan ist 2012 nach einem breiten Beteiligungsprozess einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet worden und wird 2017/2018 unter der Beteiligung der Karlsruher Bevölkerung sowie Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung fortgeschrieben.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Mit Hilfe dieses breit angelegten Beteiligungsprozesses wurden integrationsfördernde Ziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung erarbeitet. Ziel aller Maßnahmen ist die politische, soziale und kulturelle Gleichstellung von Einwanderinnen und Einwanderern zu fördern, um ein gleichberechtigtes und friedliches Zusammenleben aller Menschen in Karlsruhe zu gewährleisten.
Der Integrationsplan stellt damit zum einem für die Verwaltung selbst eine Grundlage für integrationspolitische Ziele und Maßnahmen dar, zum anderen ist er eine Basis für Bürgerbeteiligung und liefert somit den Rahmen für einen lebendigen Dialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Verwaltung. Er ist derzeit jährlich mit 170.000 Euro Projektförderung zur Förderung von neuen Projekten unterlegt. Damit hat die Stadt Karlsruhe ein Instrument geschaffen, um Integration zu steuern, mit im besten Falle passgenauen Integrationsprojekten in 4 verschiedenen Handlungsfeldern, die regelmäßig evaluiert und angepasst werden. Der Migrationsbeirat als beratender Ausschuss des Gemeinderates entscheidet über die Projekte, die über den Integrationsplan gefördert werden (2 Projekte daraus werden im Folgenden im Rahmen unseres Antrags vorgestellt). Der Migrationsbeirat hat zudem die Aufgabe, den Gemeinderat bei der Erfüllung seiner Aufgaben durch Anregungen, Empfehlungen und Stellungnahmen in allen Fragen zu beraten, die Integration der in Karlsruhe lebenden Migrantinnen und Migranten betreffen.
Handlungsfelder des Integrationsplans:
- Soziale Partizipation: Bildung, Ausbildung, Erwerbsleben
- Gesellschaftliche Partizipation: bürgerschaftliches Engagement und interkulturelle Öffnung der Verwaltung
- Kulturelle Partizipation: interkulturelle und interreligiöse Begegnung
- Gesundheit und Sport
(geplantes) Vorgehen und Umsetzung
Während der Integrationsplan die strategische Grundlage für Integrationsmaßnahmen darstellt, wurde mit dem Internationalen Begegnungszentrum (ibz) eine zentrale Einrichtung in der Stadt geschaffen, die als operativer Akteur im Auftrag der Stadt konkrete Aufgaben aus den Handlungsfeldern Gesellschaftliche Partizipation und kulturelle Partizipation übernimmt bzw. umsetzt (städtisch finanziert).
Das Internationale Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. (ibz) wurde 1995 auf Beschluss des Gemeinderats der Stadt Karlsruhe gegründet und ist in dieser Form in Baden-Württemberg einmalig. Das ibz unterstützt und fördert den interkulturellen Dialog in Karlsruhe durch Begegnungen von Karlsruher_innen aus aller Welt in verschiedenen Projekten und Veranstaltungen. Dadurch sollen Vorurteile abgebaut werden und ein Beitrag zu mehr Toleranz, Demokratie und Respekt in der Gesellschaft geleistet werden.
Das ibz sieht sich und seine Arbeit eingebettet in ein kommunales Netzwerk von integrationspolitisch arbeitenden Akteuren und gestaltet somit im Auftrag der Kommune die Integrationsstruktur der Stadt Karlsruhe aktiv mit. Da Integration vom ibz als Querschnittsaufgabe verstanden wird, arbeitet der Verein eng mit vielen städtischen Einrichtungen zusammen, aber auch mit unterschiedlichen Institutionen wie Sprachschulen, Hochschulen, Staatstheater, IHK, Agentur für Arbeit, Wohlfahrtsverbände, Menschenrechtszentrum sowie Migrantenvereinen.
Ein weiterer Schwerpunkt des ibz ist die Vermittlung von Informationen. Veranstaltungen mit gesellschaftspolitischen, interkulturellen und interreligiösen Inhalten versuchen Wissen zu vermitteln und Einblicke in globale Herausforderungen und damit auch in die Lebenswirklichkeiten von Zugewanderten zu geben. Dies kann den Impuls dazu geben, die eigene Haltung kritisch zu reflektieren und diese gegebenenfalls zu verändern.
ggf.: Ergebnisse und (bislang) Erreichtes
Zur Informationsvermittlung dient das Kulturprogramm KULTURDIALOG mit ca. 60 Veranstaltungen im Jahr. Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionen, Workshops, Filmen, Lesungen, Konzerten, Kulturabenden und Ausstellungen werden auch aktuelle und brisante Themen aufgegriffen. Es werden Integrationsprojekte initiiert (aktuell 8), zwei Großveranstaltungen durchgeführt, eigene Netzwerke betrieben und an anderen Netzwerken teilgenommen.
Neben dem ibz werden im Rahmen des Integrationsplans auch andere Träger mit ihren Projekten und Maßnahmen unterstützt. Dabei steht das Projekt COLA TAXI OKAY (siehe D) für eine völlig neue Herangehensweise zur Förderung des Zusammenlebens und der Integration von Flüchtlingen und Migranten.
Bitte erläutern Sie, inwieweit die Bewertungskriterien des Wettbewerbs erfüllt sind
Die Stadt Karlsruhe erfüllt alle Wettbewerbskriterien wie folgt:
- Einbettung aller integrationspolitischen Maßnahmen und Projekte in den Karlsruher Integrationsplan als strategische Grundlage.
- Sowohl die einzelnen Handlungsfelder des Integrationsplan als auch die aus ihm umgesetzten Projekte erfolgen aufgrund eines vorher festgestellten Bedarfs und daraus abgeleiteten Integrationszielen.
- Der Integrationsplan wird regelmäßig fortgeschrieben und an neue Bedarfe angepasst. Alle geförderten Projekte müssen einen Verwendungsnachweis vorlegen. Dieser besteht aus einem zahlenmäßigen Nachweis über die verwendeten Gelder und einem Sachbericht, indem dargestellt wird, ob und wie die vorher festgelegten Ziele erreicht wurden.
- Alle Projektträger, die mit dem Büro für Integration zusammenarbeiten und finanzielle Förderung erhalten, sind verpflichtet mit lokalen Akteuren zusammenzuarbeiten, wo dies erforderlich ist.
- Bewähren sich Projekte über mehrere Jahre hinweg und sind weiterhin notwendig, wird angestrebt, die Projekte langfristig in den städtischen Haushalt zu übernehmen, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten und die entstandenen Strukturen zu festigen.
- Alle Maßnahmen sind kommunalpolitisch verankert. Der Integrationsplan wird vom Gemeinderat beschlossen. Die geförderten Projekte werden vom Migrationsbeirat, dem beratenden Ausschuss des Gemeinderates, bewilligt.
- Alle Maßnahmen berücksichtigen Gender- und Diversity-Aspekte.
- Know how Transfer in andere Kommunen erfolgt durch die Integrationsbeauftrage und ihre regelmäßige Teilnahme an Netzwerktreffen der kommunalen Integrationsbeauftragten. Darüber hinaus haben die hier vorgestellten Projekte eine breite Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags






C2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags


































Welche Handlungsfelder zur Integration von Zuwanderern und zur Förderung des Zusammenlebens mit der Bevölkerung vor Ort stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt? Bitte geben Sie an, ob sich das Handlungsfeld auf die Gesamtstadt oder das Quartier bezieht bzw., ob es sich um ein Projekt handelt.


































C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
















































Einzelprojekte
Einzelprojekt 1























COLA TAXI OKAY ist ein Kultur- und Projektraum im Zentrum von Karlsruhe. Das Projekt will einen dauerhaften Begegnungsort zum Austausch zwischen Geflüchteten und Einheimischen schaffen, der geflüchtete Menschen willkommen heißt und ihnen ein erstes Netzwerk bietet. Der Projektname entstand in Zusammenarbeit mit Geflüchteten und aus der Idee heraus Begriffe zu verwenden, die in allen Teilen der Welt verstanden werden, sog. Internationalismen.
Wichtiges Charakteristikum des Projektes ist Geflüchtete und Einheimische als eine Zielgruppe zu begreifen, d.h. als Menschen, die durch die Partizipation im COLA TAXI OKAY ihren Umraum als identitätsstiftende Aufforderung begreifen und entsprechend mitgestalten. Die Geflüchteten können sich so innerhalb des Projektes als Akteure wahrnehmen, die ihre Interessen und ihr Können mitbringen. Dieser Ansatz unterscheidet sich von den gängigen Flüchtlingsprojekten. Geflüchtete erhalten durch dieses Projekt von Anfang an die Möglichkeit sich aktiv in unserer Stadt einzubringen und sich in unsere Gesellschaft auf ihre Weise zu integrieren (anstatt nur anzupassen). Geflüchtete werden dadurch als Menschen mit einer eigenen Geschichte, Identität, Fähigkeiten in unserer Gesellschaft willkommen geheißen. Dies ermöglicht eine Begegnung auf Augenhöhe, die es allen Teilnehmern ermöglicht, sich zu entfalten und aktiv selbst Workshops anzubieten. Dies erleichtert nicht nur die Integration der Geflüchteten auf der einen Seite, sondern führt auch zu einer stetigen Erweiterung der kulturellen Vielfalt auf Seiten der Aufnahmegesellschaft, die eine pluralistische Gesellschaft ausmacht. So entsteht ein Austausch von verschiedenen Kompetenzen, Fähigkeiten und Möglichkeiten.
Eine weitere Besonderheit des Projektes ist, dass es von jungen Menschen (überwiegend Studenten) durchgeführt wird (über die Hälfte der Flüchtlinge ist unter 30 Jahre alt). Junge Menschen erleben in ihrem ehrenamtlichen Engagement, dass sie etwas bewegen und die Entwicklung der Gesellschaft nach ihren Vorstellungen konkret beeinflussen können. Diese Erfahrung von Selbstwirksamkeit ist wiederum ein wichtiges Zeichen auch für junge Geflüchtete. Erfolgreiches Engagement macht Spaß. Gestaltungsmöglichkeiten und die Chance, selbst über Räume, Inhalte und andere Ressourcen zu bestimmten, sind nicht nur Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaftsordnung, sondern wichtige Voraussetzungen für gelingende Integration, bei der junge Menschen ihre Persönlichkeit umfassend entwickeln und entfalten können und wollen.
Ein festes Team von Ehrenamtlichen übernimmt die Organisation des Projektes, plant monatlich fixe Programmpunkte sowie die grafische Gestaltung. Jeder Interessierte, Geflüchteter oder Karlsruher, kann Inhalte vorschlagen, die dann innerhalb dieses Rahmens stattfinden. Den Aktivitäten im Projektraum sind keine Grenzen gesetzt. Bisher war er Friseursalon, Restaurant, Ausstellungsraum, Vortrags- und Konzertsaal, Bühne für Theaterstücke und vieles mehr. Innerhalb von COLA TAXI OKAY kann sich jeder als Akteur wahrnehmen, da er sein Können und Interesse miteinbringt. Es hat sich eine funktionierende Integration innerhalb des Projekts entwickelt, da der Fokus auf gemeinsamen Interessen und nicht auf dem Unterschied zwischen Geflüchteten und Zivilbevölkerung liegt. Dies ermöglicht eine Begegnung auf Augenhöhe, die allen Teilnehmern die Möglichkeit gibt sich zu entfalten und aktiv Workshops anzubieten. Feste Bestandteile des Projektes sind bereits regelmäßig stattfindende Theaterworkshops mit dem Jungen Staatstheater, regelmäßig stattfindende Filmabende in Kooperation mit dem Kino ohne Grenzen e.V., ein regelmäßig erscheinendes Magazin, Kochkurse, Partys, Ausstellungen etc. Seit Mai 2017 haben wir in unserem Raum ein Café als einen dauerhaften Treffpunkt zum Austausch geschaffen, der neue Geflüchtete willkommen heißt und ihnen ein erstes Netzwerk bietet. Das BEST CITY CAFE ist jeden Sonntag von 14:00-20:00 geöffnet. Damit reagiert das Projekt auf die besondere Situation der Stadt als LEA-Standort mit vielen Geflüchteten, die in der Regel nur kurz in Karlsruhe bleiben.
Einzelprojekt 2






















